TQJ 03/2002

Rezensent:
Helmut Oberlack

Thich Nhat Hanh
Der Geruch von frisch geschnittenem Gras – Anleitung zur Gehmeditation
Theseus 2002, 86 Seiten geb., EUR 12,90;  sFr 23,90

Thich Nhat Hanh, vietnamesischer Zen-Mönch in unermüdlicher Friedensmission, überzeugt in seinen zahlreichen Büchern durch die Klarheit und Schlichtheit, mit denen er die grundlegenden Weisheiten auf das alltägliche Leben bezieht. Seine Anleitung zur Gehmeditation, die Mitte der Achtzigerjahre zum ersten Mal auf Deutsch erschienen und seit längerem vergriffen war, ist nun vom Theseus Verlag erneut aufgelegt worden.
Auch wenn dies offiziell kein Qigong-Buch ist, vereinigt Thich Nhat Hanh in seiner Praxis genau die zentralen Elemente des Qigong: Bewusstheit, Bewegung und Atmung. Keine komplizierten Anweisungen, langsames bewusstes Gehen, dabei gleichmäßig atmen und darin ganz präsent sein. Die wichtigste Bedeutung kommt der inneren Haltung zu: Der große Lehrer betont die Notwendigkeit, Kummer und Sorgen loszulassen und Frieden in sich selbst zu entwickeln. Dabei spielt das „Halb-Lächeln” eine tragende Rolle, im Qigong würden wir sagen, das „innere Lächeln”. Es geht aber ausdrücklich nicht darum, sich in angenehmer Umgebung nur der Schönheit des Lebens hinzugeben, wie die Fotos im Buch suggerieren könnten. Das Leiden und damit die ganze Wirklichkeit wahrzunehmen und Mitgefühl zu entwickeln sind für den Buddhisten grundlegend für die Verwirklichung seiner Vision von Frieden.
Ein inspirierendes kleines Buch, das die Aufmerksamkeit darauf lenkt, achtsam und friedvoll mit sich und seiner Umgebung umzugehen.
„Gehen Sie so, dass Sie nur Frieden in Ihrem Fußabdruck hinterlassen. Das ist das Geheimnis der Gehmeditation.”