Kai Schoppe:
Tao der Nacht.
Band 1: »Die Kraft der inneren Ordnung«, Band 2: »Das Erwecken der kreativen Kraft«
BoD 2022, Band 1: 220 S., TB, € 28/CHF 38,50, ISBN 978-3756851874
Band 2: 88 S., TB, € 18,
ISBN 978-3756869411
Kai Schoppe unterrichtet am Tag Taijiquan, Qigong und Meditation, nachts erkundet er die unendlichen Räume der Traumwelt. Seit 25 Jahren beschäftigt er sich mit Schlaf- und Traum-Yoga und hat in luziden Träumen schon Lehrer getroffen, die ihm neue Aspekte und auch neue Übungen vermittelten. Er versteht den bewussten Umgang mit den verschiedenen Bewusstseinsstufen im Schlaf und mit Träumen als einen Übungsweg, »der Licht und Dunkelheit miteinander verbindet. Nur dadurch wird letztendlich Balance wieder möglich. Es ist ein Ausflug zur eigenen Quelle.«
Im ersten Band geht es zunächst darum, überhaupt erholsam schlafen zu können. Dazu werden einige Grundbegriffe daoistischer Energiearbeit erklärt, Aufwärmübungen und Bereiche zur Aufmerksamkeitslenkung gezeigt und eine Klangmeditation vorgestellt. Tipps zum Ein- und Durchschlafen sowie einige »Schlafübungen« sollen dabei helfen, sich gut auf die Nachtruhe vorzubereiten.
All dies wird in einem Wechsel von Theorie und Übungen präsentiert, wobei es zu vielen Übungen Videos gibt, die per Link oder QR-Code abgerufen werden können. Das ist manchmal etwas wuselig, unterstreicht aber den Ansatz des Autors, Erfahrungsräume öffnen zu wollen. Die verschiedenen Schlafphasen werden sowohl in Bezug auf die Gehirnwellen als auch auf das Schlaf-Yoga erläutert. Das Schlaf-Yoga ist ein Weg, die verschiedenen Phasen bewusst zu erleben und die Erfahrungen aus dem Schlaf mit in das Tagesbewusstsein zu holen.
Und dann geht es natürlich darum, Träume auch zu erinnern. Auch dazu und zum Umgang mit einem Traumtagebuch gibt Kai Schoppe eine Menge Tipps sowie Übungen, Meditationen und Mudras. Er führt die Vorreiter für luzides Träumen an und beschreibt verschiedene Methoden dazu sowie Fragestellungen, mit denen man klären kann, ob man sich gerade in einem Traum oder im Wachzustand befindet. Als Unterstützung für einen Zugang zur Welt der Träume wird das »Traum Qi Gong« vorgestellt, Übungen, Mudras und Mantras, die Kai Schoppe im Traum erlebt und dann in sein (Tages-)Übungsprogramm aufgenommen hat. (vgl. seinen Artikel in TQJ 1/2018)
Diesen relativ einfachen Übungen ist der zweite Band gewidmet, in dem zu jeder Übung auch der Traum angeführt ist, aus dem sie stammt. Um sie wirklich nachmachen zu können, sind die Videos unabdingbar, das heißt ein Internetzugang sollte vorhanden sein. Die Videos sind gut durchdacht, dadurch dass Kai Schoppe vor einer Spiegelwand steht, kann man ihn gleichzeitig von vorne und von hinten sehen, und er erläutert die Übungen in aller Ruhe. Die Bücher bieten dadurch gleichzeitig Zugang zu einem umfassenden Online-Workshop. Der erste Band »Tao der Nacht« beinhaltet noch einen großen Fundus weiterer Informationen und Erfahrungen zum luziden Träumen, mit denen die Begeisterung, die Kai Schoppe antreibt, immer wieder deutlich wird. Er versteht das Träumen »als ein kreatives, spontanes, wandelbares und teils tiefsinniges Unterfangen«, das mit etwas Übung nicht nur während des Nachtschlafs möglich ist. Wer Lust hat, sich auf diesen Weg zu be- geben, erhält hier eine ganz undogmatische, teils spielerische Anleitung, die sich anhand von Fragen entwickelt, die offen, umfassend und einladend beantwortet werden.
Wer nach klarer Struktur sucht, ist wahrscheinlich eher verwirrt, da sich das Buch ebenso wie das Traumgeschehen selbst einer solchen entzieht. Wer sich jedoch einlassen mag auf eine Reise ins Dunkel der Nacht, findet erfahrene Begleitung. Darüber hinaus bietet das Traum-Qigong interessante Erfahrungen mit einer recht freien, fließenden und kreativen Art zu üben, die in die eigene Praxis und das Qigong-Unterrichten einbezogen werden kann.