TQJ 1/2020

Rezensent:
Georg Patzer

Joachim Schrievers:
Durch Berührung wachsen. Shiatsu und Qigong als Tor zu energetischer Körperarbeit
BoD 2018, 420 S., TB, € 26,
ISBN 978374816775

Es ist wie mit einem Schneemann, der von der Frühlingssonne beschienen wird: »Begreift sich der Schneemann als kristallisierte Form, deren Wesen in ihrer Festigkeit liegt, spürt er eine tödliche Bedrohung. Fühlt er sich aber als vorübergehend gefrorenes Wasser, erlebt er den Vorgang des Schmelzens als Befreiung.« Ein schönes Bild, und so sanft und zugewandt ist das gesamte Buch von Joachim Schrievers geschrieben. Er sagt nicht: So und so wird es gemacht. Sondern er macht Vorschläge: »In der stillen Berührung geht es darum, alle Anweisungen, alle Erwartungen, alles Gelernte zu vergessen, um frei zu sein für das uneingeschränkte Erleben des Augenblicks. (…) In dieser Art der Berührung machen wir nichts mit dem anderen, sondern lassen alles in der Stille geschehen.«Genau so beschreibt er auch Qigong: Auch da machen wir scheinbar etwas, aber er lädt uns auch hier ein, uns auf das Abenteuer des Augenblicks einzulassen, einfach wahrzunehmen, was geschieht, was wir spüren, wenn wir zum Beispiel »den Ball halten« oder Partnerübungen machen.

Die Kunst der energetischen Berührung oder Begegnung wäre auch ein passen- der Untertitel für Joachim Schrievers‘ dickes, informatives und leicht zu lesen- des Buch – wobei er gleich am Anfang feststellt, dass Shiatsu nicht intellektuell verstanden werden kann, sondern nur erfahren. Das kennen wir auch, wenn wir jemandem vom Qi erzählen und nur ungläubige Blicke ernten, weil wir von etwas reden, das der andere noch nie erfahren hat.

Leicht fasslich und in einem wunderbaren Ton also führt der Autor durch die Shiatsu-Behandlungstechnik (besser gesagt: Formen der energetischen Begegnung), durch die energetische Körperarbeit in Qigong Yangsheng und

Meditation und vertieft das am Schluss noch einmal am Beispiel des Shiatsu. Qigong ist für ihn »der Schlüssel zum Raum« der energetischen Körperarbeit und »das Licht, das den Raum ausleuchtet«, die Möglichkeit, »der Augenblicke gewahr zu werden, in denen sich während einer Shiatsu-Behandlung das Tor nach innen öffnet, und im Qigong können wir uns die Körperbewusstheit erarbeiten, die wir benötigen, um die Einzelheiten in diesem Raum zu erkennen«.

Nach und nach führt er uns zu Qi-Gefühl und Entspannung, Ruhe und Natürlich- keit, ohne Qigong-Übungen, dafür ver- weist er auf die Bücher von Jiao Guorui. Nach einem Ausflug in die westliche Mys- tik und zu C. G. Jung geht es noch einmal vertieft zu den Stufen der energetischen Körperarbeitet, den Toren zu den inneren Kräften und zur Traumarbeit. Ein rundum gelungenes Buch, bis zur Abrundung, den Möglichkeiten und Grenzen.