TQJ 2/2023

Rezensentin:
Dietlind Zimmermann

Sabine Schreiner, Gabriele Pohl:
Tai Chi Bildkarten für Kinder von 6 bis 12
illustrierte Klappkarten, Don Bosco 2023, € 19,
EAN 426069492 073 2

In Heft 2/2020 besprachen wir schon das Qigong-Bildkartenset des Don Bosco Verlags von Susanne Schreiner und Zuzanna Sebkova-Thaller. Dieser Verlag bietet möglichst kindgerechtes Unterrichtsmaterial für alle Berufsgruppen, die in Kita oder Schule mit Kindern arbeiten. Das Kartenset schien mir gut geeignet, auch Pädagog*innen, die selbst keine Vorerfahrung mit Qigong haben, einige Ideen zu geben, wie sie mit Kindern kleine Übungen ausführen können, die die wohltuenden Wirkungen von Qigong erlebbar machen.

Nun ist ein Kartenset herausgekommen, das den mutigen Schritt wagt, dies auch für Taijiquan zu versuchen. Da Taijiquan-Angebote für Kinder im Allgemeinen noch seltener zu finden sind als Qigong, hat mich das sofort interessiert. Sabine Schreiner ist Taijiquan-Kursleiterin und Qigong-Lehrerin und -Ausbilderin. Im Innenteil der ersten von 15 DIN A 5 großen, querformatigen Klappkarten gibt sie im Innenteil eine kurze Einführung, was Taijiquan ist und wie der Ablauf der Übungen sein soll. In der Kürze ist die Beschreibung aus fachlicher Sicht so holzschnittartig, dass ich schon ein bisschen schlucken musste. Das spiegelt aber auch die Gesamtschwierigkeit des Projekts …

Zunächst zum Kartenset: Es folgen 14 Karten mit je einer Übung. Stabiler Karton, optisch wieder sehr schön gemacht, illustriert von Gabriele Pohl, die selbst Yoga-Lehrerin ist und schon einige Kartensets zu Kinder-Yoga gestaltet hat. Auf der Frontseite immer ein inspirierendes und kindgerechtes Bild zur jeweiligen Übung. Aufgeklappt auf beiden Innenseiten je acht kleine, gezeichnete Bilder eines Kindes, das die Übung ausführt, neben jeder Position ein ganz knapper Beschreibungstext.

Es gereicht aus meiner Sicht Sabine Schreiber zur Ehre, dass sie hier tatsächlich versucht, Taiji-Bilder, wie sie in den Formen praktiziert werden, anzubieten und mit den Bildern und Hinweisen für eine kindgerechte Herangehensweise zugänglich zu machen. Sie hat die Taiji-Bilder »aus der Langform des Yang- Stils nach dem Tai-Chi-Meister Peter Yang Pai Te entnommen«.

Doch erstens kommt es beim Taijiquan nun mal sehr auf die Bewegungsqualität an (mehr als auf die Bewegung selbst) – zentriert, geerdet, durchlässig … Und Kinder lernen sehr stark durch Imitation und Einfühlen in das, was ein Mensch ihnen vormacht. Sie werden sich also deutlich mehr an ihrer Lehrerin oder ihrem Erzieher orientieren als an dem Bild auf der Karte. Wie soll das aber gehen, wenn die Lehrkraft selbst gar keine Erfahrung darin hat? Sabine Schreiber weist zwar darauf hin, dass man die Übungen erst selbst ausprobieren sollte, bevor man sie anleitet. Aber allein »vorher mal ausprobieren« kann in diesem Fall nicht reichen. Das zweite ist, dass die Autorin tatsächlich kleine, aber eben im Taiji-Sinn nach einer komplex-zentriert-fließenden Bewegungsführung verlangenden Bewegungssequenzen vorschlägt. Ich halte es für fast ausgeschlossen, dass jemand, der keine Vorerfahrung hat, in der Lage ist, nur nach Hinweisen der Karten die Bewegungen angemessen auszuführen.

Sie hat die Karten zwar nach drei Schwierigkeitsgraden geordnet. Schon bei den als »leicht« bezeichneten sind mit »Der wehrhafte Drache« und »Der Kranich breitet seine Flügel aus« zwei dabei, deren Ausführung sich meiner Meinung nach ohne Vorerfahrung kaum aus den Karten ablesen lässt. Dies gilt natürlich umso mehr für die als »etwas anspruchsvoll« und »anspruchsvoll« gekennzeichneten. Ein wenig besser ist es zum Teil mit den beiden Karten zu Partnerübungen, die pro Karte mehrere Übungsvorschläge enthalten.

Fazit: Für erwachsene Lehrpersonen ohne Vorerfahrung in Taijiquan oder zumindest Qigong halte ich diese Karten nur für eingeschränkt brauchbar. Anders ist es bei allen Taijiquan-Unterrichtenden, die Interesse haben, auch mit Kindern zu arbeiten. Für sie kann dies Kartenset eine Inspiration sein, wie sie methodisch Kinder an die Taiji-Bewegungen heranführen können. Ein Beispiel: Sabine Schreiner rät dazu, jedes Bild mit einer Imagination zu beginnen: »Stell dir vor …« Spielerisches, phantasievolles Herangehen – dazu lädt dies Kartenset auf ansprechende Weise ein.