Einige Mitgliedsorganisationen des Deutschen Dachverbandes für Taijiquan und Qigong (DDQT), der den offenen Brief der Bundesvereinigung Taijiquan und Qigong mit unterzeichnet hat, sind mit dieser Unterzeichnung nicht einverstanden. Sie haben folgende Stellungnahme veröffentlicht:

 

Wir Mitglieder des DDQT können und möchten diesen Aufruf nicht unterstützen und grenzen uns davon ab. Wir sind nicht damit einverstanden, dass ein solcher Aufruf im Namen aller Mitgliedsorganisationen und Mitglieder herausgegangen ist, ohne vorherige Abstimmung und haben das auch unserem Dachverband mitgeteilt.

Unsere Kritikpunkte blieben leider unberücksichtigt und der Aufruf wurde, auch im Namen all derer, die ihm ausdrücklich widersprachen, veröffentlicht.

Der Aufruf enthält zu viele falsche Annahmen, Widersprüche und entwirft durch Verallgemeinerungen und Überzeichnungen ein unwissenschaftliches, unseriöses Bild von Tai Chi, Qi Gong und deren Anbietern, und letztlich vom DDQT selbst. So gibt es z.B. bereits einige Lehrende und Teilnehmende oder deren Familienangehörige, die bereits Kontakt mit dem Virus hatten, teils kritische Verläufe, nach Monaten mit Nachwirkungen kämpfen und Arbeitsunfähig sind oder gar verstarben. Ein erheblicher Teil unserer Teilnehmenden gehört selbst zu Risikogruppen, sind gesundheitlich angeschlagen oder sind Mediziner, Erzieher, Altenpflegerinnen, Pädagogen und arbeiten im Risikobereich.

Die im „offenen Brief“ angeführten sicheren Bedingungen gelten nicht für alle. Ein dementsprechend genereller Aufruf der Zulassung unserer Angebote bedeutet eine nicht zutreffende Verallgemeinerung und Verharmlosung. Es wird im Text beinahe der Anschein erweckt, als führten die aufgelisteten positiven Effekte von Tai Chi und Qi Gong zu einer praktisch kausalen Immunität. Diesen Anschein sollten wir keinesfalls erwecken.

Ob jemand es als Sport, Hobby, als „ganzheitlichen Übungs- und Erfahrungsweg“ oder aus welchen Motiven auch immer betreibt, ist für diese Tatsache irrelevant. Im Text kommt eine gefährliche Überheblichkeit des sogenannten „ganzheitlichen“ zum Ausdruck und die ZPP zertifizierte „Entspannung“ ist wahrlich kein inhaltliches Argument.

Ein Verständnis für Verantwortung als Lehrende, Menschen keinesfalls einem erhöhten Risiko auszusetzen, erscheint uns maßgeblich und ist hier nicht erkennbar.

Es wird die Einteilung in System-relevant und nicht-relevant beklagt, um sogleich Tai Chi und Qi Gong als relevant hervor zu loben und damit den Aufruf zu begründen. Das verstehen wir als unlautere Argumentation.

Die am Ende des Aufrufs angeführte wirtschaftliche Begründung offenbart vielleicht die eigentliche Motivation desselben. Wirtschaftliche Beweggründe dürfen jedoch keineswegs für gesundheitliche Argumente missbraucht werden oder auch nur in Verdacht geraten dies zu tun! Die Misere ist real, doch ist hier von Verbandsseite eine andere Art der Begleitung zu wünschen.

Für uns selbstverständlich, sind Tai Chi und Qi Gong gute Methoden, sich fit und widerstandsfähig zu halten oder nach einer Erkrankung, OP etc. die Rekonvaleszenz zu beschleunigen. Es sind allerdings nicht die einzigen Methoden und sie sind nicht für alle gleichermaßen relevant.

Diejenigen, die bereits über TC/QG Erfahrungen verfügen, können diese nun, in solchen Not-Zeiten persönlich einsetzten. Dafür sind diese Künste da und das ist für manche Beweggrund ihres Unterrichtens, nämlich Menschen in die Lage zu versetzen selbständig mit solchen Herausforderungen umzugehen. Natürlich können wir versuchen die Menschen auf verschiedene Weise darin – auch ohne Kontaktunterricht – zu unterstützen.

Dass dazu ein permanenter Kontakt-Unterricht unbedingt nötig sei, man mit dieser Methode und den darin vermittelten Techniken und Anregungen keine Zeiten selbständig überbrücken kann, das stellt die Nachhaltigkeit der Methode oder deren Unterrichtsweise eher in Frage, als dass es sie als tauglich qualifizierte.

Zum Aufruf ‚auf Ämter einzuwirken‘:
Mit den lokalen „Ämtern“ sind viele von uns verbunden. Diejenigen, die hier noch keinen Draht haben, erhalten durch diesen Aufruf keine Argumentationshilfe sondern eine größere Frontenschaffung.

Was wir uns von unserem Dachverband wünschen, haben wir im direkten Kontakt bereits angesprochen.

Hubert Schneider für die Taoist Arts Organisation
Ramona Heister, Gesundheit aktiv gestalten
Sui Qingbo & Lena DuHong, Laoshan Zentrum

stellvertretend für weitere Mitglieder des DDQT, die sich im offenen Brief nicht wiedergefunden haben.