Martin Weteschnik:
Die Wege des sechsten Tages
bendit publishing 2008, TB, 390 Seiten, 14,90 Eur[D]/15,40 Eur[A],
ISBN 978-3-00-024791-0
Martin Weteschnik, ein bekannter Autor von Schachbüchern und seit einigen Jahren auch ein Taiji-Spieler, hat einen Roman geschrieben, der diese beiden Hobbies vereint. Die Story spielt in San Francisco, die Hauptfigur ist ein junger Erwachsener, der seine letzte Woche vor dem Studium in Harvard noch mit Taijiquan und Schachspielen verbringen will. Doch so ganz ungestört, wie er sich diese letzten sechs Tage vorgestellt hat, werden sie nicht verlaufen. Er wird ungewollt in die Geschäfte seines Adoptivvaters, eines erfolgreichen Finanzmaklers (ja, der Roman ist nicht ganz aktuell …) involviert, was ihn zusammen mit der intensiven Beschäftigung mit Taijiquan und der damit verbundenen persönlichen Entwicklung immer wieder zurückbringt zu traumatischen Erlebnissen seiner Jugend.
Der Roman ist recht klassisch aufgebaut, mehrere Stränge laufen anfangs nebeneinander, mitunter etwas verwirrend. Doch nach und nach verweben sie sich miteinander und es kommt zu einem furiosen Finale, das die aufgebauten Probleme löst und Raum für neue Entwicklungen entstehen lässt.
Interessant für uns Qigong- und Taiji-Übende ist der Versuch des Autors, östliche Lebensweisheiten im Aufbau und im Text seines Romans zu integrieren. Dabei bedient er sich überwiegend aus dem Daoismus und dem Zen. Das Einbinden dieser Weisheiten gelingt ihm durchaus unterschiedlich, mitunter für meinen Geschmack etwas zu »holzhammermäßig«, und manche Wiederholung hätte nicht sein müssen. Auch sind die Charaktere etwas zu idealisiert. Dass beispielweise der chinesische Taiji-Lehrer auch ein begnadeter Koch ist, gut und schön, aber warum muss er noch einer der weltbesten Sachertorten-Bäcker sein? Da ist die Verbindung von Ost und West etwas zu arg geraten.
Leider verliert der Roman durch solche Übertreibungen, etwas mehr Zurückhaltung hätte ihm gut getan. Dennoch ist er lesenswert, denn er zeigt Beispiele auf, wie die östlichen Weisheiten ins westliche Leben integriert werden können.