Wang Guangde (Hrsg.)
Wudang – Berg der Unsterblichen
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft 2003, 224 Seiten, 48,00 EUR
ISBN 3-88136-221-5
Das Wudang-Gebirge, 1200 Kilometer nördlich von Kanton, ist bereits seit Jahrhunderten ein Zentrum des Daoismus und gilt als legendäre Geburtsstätte des Taijiquan. Schon in der Ming-Zeit wurden die Berge als »unvergleichlich und tiefgründig« sowie »einzigartig und außergewöhnlich« beschrieben. Der höchste Gipfel ist der Himmelspfeiler, zwar nur 1600 Meter hoch, aber für Daoisten ein heiliger Ort und Ziel vieler Pilgerreisen. Dort soll die Lebenserwartung höher sein als anderswo. Wegen der besonderen Kraft, die dort vermutet wird, spricht man auch von »den Bergen der höchsten Harmonie« oder von »den Bergen, in denen Unsterbliche ihre Behausungen haben«.
Der Autor Wang Guangde ist Abt des Klosters des Purpurnen Wolkenhimmels in den Wudang-Bergen und ausgebildet im Wudang-Gongfu. Im Jahr 2000 war er Gast bei den Deutschen Qigong-Tagen in Bonn. Gisela und Kurt Hildenbrand haben sein Buch in deutscher Sprache herausgegeben mit Bildauszügen des Originals – leider muss man hier sagen, weil die kleinen Schwarzweiß-Fotos die Pracht des Originalbandes nur erahnen lassen. Aber allein schon diese Fotos und der ausführliche Text geben einen tiefen Einblick in den Daoismus und das Gongfu der Wudang-Berge. Selbst in der behutsamen deutschen Übersetzung ahnt man den daoistischen Geist des Autors. Lebendig und tiefgründig führt er in die Geschichte und Kultur ein, beschreibt die Landschaft – teilweise in Gedichten – und den heiligen Pilgerweg mit all seinen Tempeln und ihren Kunstwerken. Er stellt auch die daoistische Musik vor, die dort entstanden ist, und die Zeremonien der daoistischen Tempel. Ein eigenes Kapitel ist Zhang Sanfeng und dem Gongfu gewidmet.
Beim Anschauen der Bilder und Lesen der Texte spürt man einen Zauber, dem man sich kaum entziehen kann. Am liebsten möchte man dorthin fahren, den Pilgerweg entlang wandern, schauen und sich berühren lassen. Es scheint sich dort etwas erhalten zu haben, was man heute nur noch selten findet.