TQJ 04/2008

Rezensentin:
Elvira Glück

DanThorsten Schirmer:
Der Weg des Malens – Betrachtungen über die Malerei Ostasiens

Horus Presse 2007, 187 Seiten, Kompaktausgabe 22 € (D) /22,70 € (A)
ISBN 978-3-922556-02-2

In Ostasien gibt es verschiedene Methoden der Geistesschulung, einige davon sind bei uns bekannt und werden auch praktiziert, etwa Meditation, Qigong, Taijiquan oder auch das Bogenschießen. Dagegen hat der Weg des Malens bei uns noch wenig Beachtung gefunden. Die Grundprinzipien wie der Fluss des Qi, die Harmonie von Yin und Yang, das Prinzip von Wuwei, dem Nichthandeln, und die Einheit von Form und Leerheit sind dabei nicht nur im Prozess des Malens erfahrbar, sondern auch in der Betrachtung der Bilder alter Meister.
Thorsten Schirmer geht selbst den Weg des Malens. Dass er mit seinem ganzen Herzen dahintersteht, spürt man nicht nur an der Gestaltung – natürlich besonders bei der Liebhaberausgabe –, sondern auch an der inspirierenden Sprache, die manchmal allerdings etwas überschwänglich wird: »Jeder seiner Striche predigt ewige Gegenwart.«

Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten beschreibt der Autor ausführlich die Geschichte der Malerei und die philosophischen Hintergründe von Daoismus und Buddhismus, deren gegenseitige Befruchtung und Gemeinsamkeiten. Der zweite Teil stellt exemplarisch 15 berühmte Bilder vor, ausführlich und einfühlsam besprochen, gefolgt von leider nur kleinen Bildchen, die nur ungenügend die Einzelheiten erkennen lassen. Auch wenn es kein Bildband sein soll, hätte ich mir doch größere Bilder in einer besseren Druckqualität gewünscht. Und auch sonst haben mir einige Details gefehlt. Wenn ich zum Beispiel erfahre, dass ein Bild eines der berühmtesten Gedichte der chinesischen Literatur illustriert, dann möchte ich dieses Gedicht auch gern lesen können …

Der dritte Teil ist dem Vorgang des Malens selbst gewidmet, aber kein »How to do«, wie man es von anderen Büchern gewohnt ist, sondern eher eine Einführung in den Geist des Malens: »Eine erlernbare Technik ist die Überlieferung einer Methode, Striche in bestimmter Art und Weise auf den Malgrund zu setzen. Nicht erlernbar ist hingegen jener Strich, der aus dem Nichts entsteht.« Und es gelingt dem Autor tatsächlich, den Geist dieser Nicht-Methode ahnen zu lassen.