TQJ 04/2003

Rezensentin:
Elvira Glück

Klaus Dieter Platsch
Psychosomatik in der chinesischen Medizin – Wenn Geist Essenz durchdringt

München 2000, 350 Seiten, EUR 39,95
ISBN 3-437-56110-3

Einer der entscheidenden Unterschiede zwischen der Traditionellen Chinesischen Medizin und der westlichen Schulmedizin ist die Sichtweise des Menschen. Die westliche Medizin hat den Menschen in Einzelteile zerlegt, die weitgehend unabhängig voneinander betrachtet werden, als einzelne Organe, Körperstrukturen oder Psyche. In der Traditionellen Chinesischen Medizin dagegen wurde schon immer das System Mensch als eine Einheit gesehen, in der Körper und Psyche untrennbar miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Diese Einheit ist in den chinesischen Bewegungskünsten Qigong und Taijiquan erfahrbar ebenso wie Wechselwirkungen und Blockaden spürbar werden. Das Eintreten in den Qigong-Zustand, das Spüren des Körpers in der Bewegung und der Fluss des Atems bringen uns in Kontakt mit den tieferen Schichten in uns und damit auch mit unseren Gefühlen, sogar mit den verdrängten, unbewussten Gefühlen. Das Üben mit dem Körper bezieht immer den ganzen Menschen mit ein und kann ihn dadurch auch wieder ganz machen. Übende und vor allem Lehrende sollten sich deswegen mit den Wechselwirkungen von Körper und Psyche in der chinesischen Medizin beschäftigen. Das Buch von Klaus Dieter Platsch, selbst Facharzt für Innere Medizin und Psychotherapeut, vermittelt diese Zusammenhänge fundiert und gleichzeitig sehr faszinierend. Man spürt deutlich seinen persönlichen Anspruch, der in dem Zitat von Paul Unschuld zum Ausdruck kommt, das dem Buch vorangestellt ist:
„Eine um ihre metaphysischen Anteile bereinigte Darstellung der traditionellen chinesischen Heilkunde wäre ein Kunstprodukt, das vielleicht der jedem religiösen Inhalt abholden Weltsicht einer Gruppe unter den konfuzianischen Gelehrten der Kaiserzeit entsprochen hätte, keineswegs jedoch der Gesamterscheinung traditioneller chinesischer Medizin in Literatur und Praxis.“
Ausführlich beschreibt der Autor die Beziehungen zwischen den Emotionen und den Organfunktionskreisen, Disharmoniemuster und Wechselwirkungen. Selbst Träume und die spirituelle Dimension werden für Diagnose und Therapie mit einbezogen. Heilung vollzieht sich immer als tiefer innerer Prozess.