TQJ 3/2018

Rezensentin:
Dietlind Zimmermann

Foen Tjoeng Lie (Hrsg.):
»Kleine ZEN- Geschichten«
Kolibri 2017, 127 Seiten geb., € 9,80,
ISBN 978-3-028288-81-1

Den meisten Leserinnen und Lesern dürfte Foeng Tjoeng Lie als Qigong- und Taijiquan-Lehrer und Fachbuchautor ein Begri sein. Dass er, wie er im Vorwort dieses Bändchens schreibt, seit 1995 auch intensiv bei chinesischen Zen (chinesisch: Chan)-Meistern und Meisterin- nen studiert und autorisiert wurde, auch Zen-Gruppen zu leiten, war mir bisher unbekannt.
Er betont, es sei in China üblich, die Praxis der Zen-Meditation mit der Lehre des Zen-Buddhismus zu verbinden. Dafür findet sich eine reiche Überlieferung an kleinen Lehrgeschichten. Sie stehen in der Tradition des Koan (chinesisch: Gong- an), wie Foen Tjoeng Lie im Vorwort kurz ausführt. Manchmal bleibt die rätselhafte Aufgabe, die ein Koan bildet, unkommentiert, in manchen Geschichten erfährt sie eine Erläuterung.
Der Herausgeber, der sich zugleich als Neuübersetzer dieser Texte betätigt hat, lässt uns wissen, dass er diese Geschichten regelmäßig in seinen Unterricht einfließen lässt und seine Schüler und Schülerinnen dies sehr zu schätzen wissen. Ich kann mir das sofort vorstellen.
Warum ist das Bändchen auch für nicht Zen-, sondern Taijiquan- und Qigong-Praktizierende interessant? Weil die Grundlagen der Geistesschulung einander durchaus verwandt sind. Und weil nach meiner Erfahrung auch unser Üben durch das Hören und Bedenken solcher Texte vertieft werden kann. Ich setze sie selbst gern gelegentlich ein.
Und ich lese sie selbst gerne – mit besonderem Vergnügen diese. Denn ich finde sowohl die Auswahl der Texte als auch die Übersetzung sehr gut und praxistauglich – was man bei Weitem nicht von allen Sammlungen von Zen-Geschichten behaupten kann.
Das ansprechend gestaltete Hardcover-Bändchen teilt die Geschichten in sieben Kapitel, die nach den Begriffen chan (meditieren), mi (Verwirrung), ku (Bitternis), ren (dulden), jing (Stille), si (Denken) und kai (ö nen) unterteilt sind. Eine zusätzliche Freude für Sprachkundige: Immer auf der linken Seite finden sich die Texte auch in chinesischen Schriftzeichen.