Li Wu:
TCM für jeden Tag. Entspannt und gesund durch die Woche
Mankau 2013, 190 Seiten, 9,95 EUR,
ISBN 978-386374-100-6
Die Organuhr. Leben im Rhythmus der Traditionellen Chinesischen Medizin
Mankau 2014, 190 Seiten, 9,95 Euro,
ISBN 978-386374-144-6
Die meisten TCM-Ratgeber für Laien haben ein Problem: Die Autoren wissen genau – und schreiben es auch manchmal –, dass nur mit einer präzisen Anamnese und Diagnose und den auf den einzelnen Patienten abgestimmten Heilmitteln einer Krankheit beizukommen ist. Denn dass eine erkältet ist, ist ja nur der Anfang: Warum? Ist irgendwo ein Yin-Mangel? Ein Yang-Überschuss? Kommt das Symptom aus einer Schwäche des Nieren-Orbis? Oder ist die Lunge schuld? Nicht so einfach, wie man vielleicht gern hätte.
Dennoch müssen die Autoren von TCM-Ratgebern den LeserInnen ja etwas bieten. Und so geben sie dann doch Tipps und Rezepte: »Für ein gesundes Atemsystem« nehme man eine Fenchel-Ginseng-Abkochung oder einen Orangen-Mandel-Ingwer-Tee zu sich oder einen Orangen-Pfefferminz-Tee. Aber Ingwer wärmt, Pfefferminze kühlt – woran soll ich mich also halten? Was passt für genau meinen Körper?
Auch Li Wu, Autor der Bücher über »TCM für jeden Tag« und »Die Organuhr«, hat mit diesem Problem zu tun, das er, wie alle, einfach nicht weiter beachtet. Stattdessen versucht er seine LeserInnen für die Rhythmen der Natur zu sensibilisieren und Hinweise auf eine gute Ernährung, Qigong-Übungen und Selbstmassage zu geben. Viele seiner Tipps sind sehr schön und praktikabel, dazu einfach und verständlich beschrieben, so dass man sie sofort anwenden kann, die Meditationen sind beruhigend und energetisierend. Auch die Theorien der Wandlungsphasen, der Orbis (Organfunktionskreise) und Leitbahnen werden recht fassbar dargestellt. Anderes ist ein wenig seltsam, wenn er zum Frühstück zum Beispiel »Weiß- oder Vollkornbrot mit Fruchtmarmeladen oder etwas Käse« oder »Blauschimmelcreme auf Weißbrot« oder abends »Zwiebelsuppe mit Käsecroutons« oder einen Rohkostsalat empfiehlt. Dass er von einem »Laodong-Punkt« spricht und Taijiquan nur als langsame Bewegungsform kennt, sind nur einige der kleineren Irritationen, mit denen er sein Programm würzt, das man über eine ganze Woche ausprobieren kann.
Auch sein Buch über die Organuhr ist eine Mischung aus praktischen, einfachen Übungen, verständlicher Theorie, etwas Oberflächlichkeit und ein paar Seltsamkeiten. Hier schreibt er, der Tag möge »mit einem reichhaltigen Frühstück« beginnen (also wohl kein Marmeladenweißbrot), er meint, »vormittags [sei] ein günstiger Zeitpunkt für Arztbesuche und operative Eingriffe«, die »Hochphase Herz« zwischen 11 und 13 Uhr eigne »sich gut für Kommunikatives – die ideale Zeit für Telefonate, Besprechungen und Konferenzen«, und ab 13 Uhr möge man eine Siesta einlegen oder einen kleinen Spaziergang machen, wenn man kann – was sich insgesamt dann doch ein bisschen arg fern der normalen Arbeits- und Lebenswelt anhört.
Dennoch: Beide Bücher bieten eine Fülle von Anregungen für die tägliche Aufmerksamkeit auf natürliche Rhythmen (die wir ja nie erreichen werden), auf unseren Körper und unsere Gewohnheiten, ein paar Tipps für ein ruhigeres und erfüllteres Leben.