TQJ 03/2013

Rezensentin:
Ralf Jakob

Vera Kaltwasser:
Mit Achtsamkeit zum Nichtrauchen. Der sanfte Weg zum Erfolg

Beltz 2013, 184 Seiten, TB, EUR 14,95
ISBN 978-3-407-85969-3

Dieses Buch hätte eigentlich viel früher kommen müssen. Nicht, dass ich es für meinen persönlichen Weg zum Nichtraucher gebraucht hätte, denn ich habe – zum Glück! – nie geraucht! Aber ich hätte oftmals nicht so ratlos dagestanden, wenn mich TeilnehmerInnen meiner Kurse immer wieder einmal gefragt haben, ob man sich mit Qigong auch das Rauchen abgewöhnen könne! Nach der Lektüre dieses Buches sage ich zukünftig mit Sicherheit: Man kann!!!

Was es allerdings dabei braucht, ist eine gewisse Aufgeschlossenheit für »sanfte Wege« der Achtsamkeit. Wenn ich da an meine Hausnachbarn denke, die morgens nach dem Aufstehen und abends kurz vor dem Schlafengehen vor der Türe stehen und rauchen, fällt es mir schwer daran zu glauben, dass sie sich auf diesen Weg überhaupt einlassen könnten. Erst wer schon Freude und Erfolgserlebnisse mit dem Einüben in die Stille und mit Qigong erfahren hat, wird bereit sein, sich mit dem beschriebenen Weg zum Nichtrauchen zu befassen.

Zunächst beschreibt Vera Kaltwasser, die selbst einmal Raucherin war, mit leicht nachvollziehbaren Erkenntnissen aus der Hirnforschung, wie es dazu kommen kann, dass der Glimmstängel zum Helfer und Unterstützer in allen Lebenslagen wird: als Stressbewältiger, Seelentröster, Verstärker von Glücksgefühlen, als unverzichtbarer Bestandteil bei geselligen Veranstaltungen, als Pausenfüller und Zeitvertreiber. Aus »neuronalen Autobahnen« wird in kurzer Zeit ein »Autopilot-Muster«, das genauso gewohnheitsmäßig abläuft wie das tägliche Zähneputzen, so lautet ihre Argumentation. Aber diese »Programmierung des Gehirns durch Nikotin ist umkehrbar«, schreibt die Autorin. Dazu braucht es jedoch einer anderen zutiefst positiven Erfahrung. Sonst ist jeder Versuch, das Rauchen aufzugeben, zum Scheitern verurteilt.

Jedes Programm kann nur dann erfolgreich sein, wenn das Gefühl des »Verzichts« durch das Erleben eines »qualitativen Zugewinns« abgelöst werden kann. Hier setzt Vera Kaltwasser, ausgebildete Pädagogin, Achtsamkeitsforscherin und Qigong-Lehrerin, voll und ganz auf ihren selbst erprobten Weg. Sie empfiehlt als »edles Rüstzeug« auf dem Weg zum Nichtraucher: den Weg der Achtsamkeit und der Meditation, Visualisierungen, den Weg des inneren Dialogs und den Übungsweg des Qigong. »Allein die Achtsamkeit für den eigenen Körper und die Schulung der Selbstwahrnehmung leiten Veränderungen ein« (S. 87). Die Autorin führt Untersuchungen an, die belegen, dass man mit Meditation, Qigong oder Yoga gepaart mit Bewusstseinsarbeit tatsächlich Veränderungen im Gehirn bewirken kann. Es geht darum, so argumentiert sie, »gegen die automatisierten Gewohnheiten des Rauchens neue, kraftvolle, positive Gewohnheiten zu setzen« (S. 134). Neben der täglichen Körperarbeit mit Meditation und Qigong empfiehlt Vera Kaltwasser die Methode des inneren Dialogs und das Schreiben eines Tagebuches, das zum treuen Wegbegleiter werden kann. »Der erste Tag ohne Zigarette ist nur einer in der Reihe von wunderbaren Tagen!« – so lautet einer ihrer Grundsätze.

Auch unter den AnhängerInnen des Qigong gibt es Raucher. Wer selbst einer ist oder jemanden kennt, der diese gesundheitsschädliche Angewohnheit endlich ablegen möchte, für den oder die kommt dieses Buch genau zur rechten Zeit. Vera Kaltwasser führt sehr mitfühlend und einfühlsam auf den sanften Weg hin zu Selbstbestimmung, Gesundheit und Lebensfreude. Gewiefte Kursleiter haben ein Argument mehr zur Hand, wenn sie mögliche Erfolge des Qigong benennen. Allein durch ein Nachmachen der beschriebenen Übungen werden sich allerdings nur schwerlich Glücksgefühle einstellen. Eigentlich verlangt dieser Weg nach einer kompetenten Begleitung und Gruppenerfahrungen beim Üben.