Jonathan Bluestein:
Research of Martial Arts
CreateSpace Independent Publishing Platform 2014, 420 Seiten, Englisch, 28,89 EUR
ISBN 978-1-499122-51-0
»My views and theories are not sacred or set in stone«, schreibt Jonathan Bluestein. »As a martial artist and author who is attempting to follow a relatively scientific and liberal approach, I not only open up to criticism – I wish to present it before you myself.« Und deswegen kommen in seinem Buch nicht nur immer wieder seine Kritiker zu Wort, er hat ihnen ein ganzes eigenes Kapitel eingeräumt, dem »martial utilitarianism«, dem »Same But Different«-Ansatz, dem »Superior Internalist«. Diese offene Diskussion ist einer der Punkte, in denen sich Jonathan Bluestein von vielen anderen Autoren unterscheidet, die den »einzig wahren Weg« kennen, nämlich ihren eigenen.
Der andere, sofort ins Auge springende Punkt ist sein Inhalt. Jonathan Bluestein stellt einen wahrlich umfassenden Vergleich zwischen dem »externen« und dem »internen« Ansatz der Kampfkünste an. Geht beim externen Ansatz auf Muskeln, Stretching, Kraft und Geschwindigkeit ein, Reflexe und Waffen, beim internen Ansatz auf Yi, den Geist, die besondere Körpermechanik, Muskeln und Faszien, Zentrumsbewegungen, Drehachsen und geöffnete Gelenke. Spürt der Frage nach, warum man sich »langsam wie eine Schnecke bewegt« und setzt sich mit der »Flow-Hypothese« auseinander. Er diskutiert, ob und wie man extern und intern verbinden kann, die Frage nach »kontrollierter Gewalt« und schließt mit sechs langen, sehr instruktiven Interviews mit Kampfkunstmeistern.
Fehlt irgendetwas? Ich glaube nicht. Nichts Wichtiges jedenfalls. Und das geht manchmal bis in winzige Details, die er sehr scharf auseinanderklamüsert. Er trennt auch die verschiedenen Traditionslinien voneinander und vergleicht sie, nennt die unterschiedlichen Übersetzungen und Überlieferungen, die Irrtümer (zum Beispiel über das Yi), die Verflachung durch Popularisierung und und und …
Wenn man dieses großformatige Buch durchgearbeitet hat, was lange dauern wird, kennt man die unterschiedlichen Ansätze wirklich genau. Eine große Fleißleistung. Ein paar bittere Tropfen gibt es dennoch: Die Schrift ist sehr klein, dazu gibt es leseunfreundliche verschiedene Schriftgrößen und die Schwarzweißbilder sind von grausiger Qualität. Das ist aber auch das Einzige, was man bemängeln könnte.