TQJ 03/2011

Rezensentin:
Dietlind Zimmermann

Dr. med. Fritz Friedel:
Das Gesetz der Balance. Chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Gräfe und Unzer, 2. Auflage 2010, 192 Seiten, 19,90 EUR
ISBN 978-3-8338-1668-0

Eine für westlich geprägte Menschen gut verständliche Einführung in die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) zu geben ist ein Kunststück, das aus meiner Sicht leider selten gelingt. Zentrale Begriffe sind teilweise nicht wirklich übersetzbar (Qi, Jing), teilweise scheinbar identisch (Blut, Herz) und meinen doch etwas ganz Verschiedenes. Bücher, die es genau nehmen, sind deshalb oft hoch komplexe Wälzer – und die anderen verleiten zu oberflächlichem Ergreifen des fremden Wissens, das eher verwirrt als erhellt.
Dr. Fritz Friedl, Jahrgang 1952, ist Allgemeinmediziner, hatte diverse Jahre eine Praxis für Naturheilverfahren und leitet seit 2003 die von ihm gegründete Klinik »Silima«, in der vorrangig nach den Verfahren der TCM therapiert wird. Der Autor studierte unter anderem bei Prof. Dr. Manfred Porkert, einem Sinologen, dem wir in Deutschland die ersten systematischen Zugänge zur TCM verdanken, und dem »Gesetz der Balance« ist tiefes und fundiertes Wissen aus beiden medizinischen Systemen in jeder Zeile anzumerken. Die Beschreibungen sind anschaulich, alltagsbezogen und gut nachvollziehbar.
Das Buch erklärt die Grundlagen wie Daoismus, Yin und Yang, Qi etc. Die Organfunktionskreise werden ausführlich im Zusammenhang mit der Theorie der fünf Wandlungsphasen erläutert. Ein besonderer inhaltlicher Schwerpunkt liegt beim Thema »Mitte« und bei der Bedeutung des Immunsystems. Alles wird mit Fallbeispielen veranschaulicht, kleine Kästen mit Infos zu Begriffen und Tipps zum eigenen Gesundheitsverhalten machen das Ganze lesefreundlich. Qigong und Ernährung ist jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet, inklusive einer Übungsanleitung zur Harmonisierung der fünf Organfunktionskreise und einiger Kochrezepte aus der Klinikküche für eine Qi- und Substanz-stärkende Ernährung.
In Inhalt und Aufmachung macht das Buch also »Appetit«, Gesundheitsfürsorge in die eigenen Hände zu nehmen – dies ist auch die Intention des Autors. 
Mein Fazit: Hier schlägt jemand so gekonnt die Brücke zwischen Ost und West, dass ich mich traue zu sagen: Wer dies Buch gelesen hat, hat eine gute Vorstellung davon gewonnen, was die TCM leisten kann und aus welchem geistigen Kontext die Wirkungsweisen von Qigong in der Gesundheitsfürsorge zu verstehen sind.