TQJ 01/2004

Rezensent:
Walter Dauer

Manfred Folkers
Achtsamkeit und Entschleunigung – Für einen heilsamen Umgang mit Mensch und Natur
Theseus 2003, 190 Seiten geb., EUR(D) 17,90 / EUR(A) 18,40 / SFR 32,50
ISBN 3-89620-217-0

„Sie und ich haben nun unsere Reise fortzusetzen, denn mit der Achtsamkeit ist es wie mit dem Leben: ohne Anfang und ohne Ende, immer hier und immer jetzt. (…) Vielen Dank für unsere Anwesenheit – im Allgemeinen und im Besonderen. Happy Continuation.“ Mit diesen Worten entlässt der Taiji- und Qigong-Lehrer Manfred Folkers die LeserInnen seines Buches in das weite Übungsfeld des täglichen Lebens. Auch wenn man durch die Lektüre weder zum Taiji-, Qigong- oder Zen-Adepten geworden ist, weiß man sich nun in der Verantwortung, durch das eigene Denken und Tun die Umwelt mitzugestalten: entweder mehr oder weniger bewusst als Teil der „Gierwirtschaft“ (Folkers) auf den Kollaps, die (Um-)Weltzerstörung hinwirkend oder eine „Mitwelt“ kreierend, indem man das „Ich-Konstrukt“ des eigenen Geistes entlarvt und sich als Teil des Ganzen erkennt.
Die „Wege zu einer achtsamen, entschleunigten Gesellschaft“ beginnen, wie sollte es anders sein, bei uns selbst. Also erst einmal innehalten und sich eine Minute Zeit nehmen, um den Bleistift oder die Brille entschleunigt und bewusst aus der Hand zu legen (1. Übung). In dem bei allem globalen Anspruch des Autors sehr persönlich verfassten Buch finden sich im – und bisweilen auch etwas unvermittelt neben dem – Kontext immer wieder persönliche Erlebnisse eingestreut sowie Übungen aus den Bereichen Geschmeidigkeit, Qigong, Taijiquan, Sitz- und Gehmeditation.
Manfred Folkers, der Schüler von Thich Nhat Hanh ist und in einigen zentralen Aussagen der Lehre Buddhas den geistigen Hintergrund seiner Darstellung sieht, legt mit „Achtsamkeit und Entschleunigung“ kein praktisches Übungsbuch der obigen Methoden vor, sondern fokussiert auf den Zusammenhang von Spiritualität und sozialem Handeln, individueller Achtsamkeit und gesellschaftlicher Verantwortung. Darin sehe ich schlussendlich die Stärke dieses Bandes: Dass „immer radikal, nie konsequent“ (eine Kapitelüberschrift) man/frau jederzeit, an jedem Ort einen Anfang machen kann und muss in der eigenen Schulung von Achtsamkeit. Denn Achtsamkeit ist nicht delegierbar und sie „findet mitten im Leben statt“. Meine zwischenzeitige Enttäuschung und Ungeduld, als Leser nicht genügend harten Übungsstoff zur Erlangung der Erleuchtung zu erhalten, hat sich so in Bescheidenheit verwandelt.
Für mehr „Hardcore“-Stoff zum Erkennen und Erlösen des Ich-Konstrukts empfehle ich Stephen Wolinskys „Quantenbewußtsein“ und Autoren wie Theo Fischer oder Eckhart Tolle. Happy Continuation!