TQJ 01/2009

Rezensentin:
Dietlind Zimmermann

Enver Bunjaku:
Chinesische Medizin. Wege zu seelischer und körperlicher Gesundheit

Books on Demand 2008, 204 Seiten, 24 Eur
ISBN 978-3-8370-1747-2

Dies soll ein Praxisbuch sein, und vorweg gesagt: Das ist gelungen. Enver Bunjaku arbeitet nicht nur seit 15 Jahren als Heilpraktiker und seit 2000 im Centrum für Traditionelle Chinesische Medizin in Potsdam und Berlin, sein Ausbildungshintergrund umfasst ein Studium der Medizin und der Psychologie sowie Ausbildungen in chinesischer Medizin, Chiropraktik und Osteopathie.
Dem Buch ist in jedem Satz anzumerken, dass es aus der Praxis mit den PatientInnen und diesem umfassenden Wissenshintergrund entstanden ist. Im Vorwort spricht der Autor davon, dass vielfach PatientInnen danach gefragt hätten, was sie selbst beitragen könnten, und in diesem Buch versucht er mit einer guten Mischung aus einfach aufbereitetem theoretischem Hintergrundwissen und praktischen Selbstbehandlungsanleitungen allen Interessierten einen leicht nachvollziehbaren Zugang zu eröffnen.
Diesen Alltagszugang bietet das psychodynamische Modell der fünf Wandlungsphasen. Nach wenigen Seiten hat Enver Bunjaku Themen wie Qi, Blut, Yin und Yang abgehandelt und widmet sich danach konsequent der Betrachtung von Gesundheit und Krankheit unter dem Modell der fünf Wandlungen.

Wie in allen solchen Werken finden wir eine Menge Tabellen mit Zuordnungen, die sich zum Teil erfreulich von anderen Werken abheben und auch Hinweise einschließen, die nicht aus der TCM abgeleitet sind, sondern anderem Erfahrungswissen entspringen.

Was die praktische Umsetzung betrifft, hat der Autor das Wort Selbstbehandlung wörtlich genommen. Er weist den fünf Funktionskreisen mit ihren organischen und emotionalen Grundfunktionen je einen Finger der Hand zu. Nach einer kurzen Einführung über die Sicht der TCM auf die enge Vernetzung von Psyche und Soma widmet sich fast die gesamte zweite Hälfte des Buches der Selbstbehandlung emotionaler Spannungszustände anhand von Meditationsübungen und Massageanwendungen in Bezug auf Hände und Finger. Diese sind ausführlich und nachvollziehbar beschrieben. Dabei hat der Autor auch einen Warnhinweis über die Grenzen der Selbstbehandlung nicht vergessen.

Die Aufteilung der Kapitel führt leider zu einigen Wiederholungen, aber insgesamt ist ein ausgesprochen gelungenes Buch entstanden, das motiviert, die Gesundheit »in die eigenen Hände« zu nehmen – mehr noch als ein Buch über chinesische Medizin an sich. Aber dennoch bietet es auch hier eine interessante, weil bisher wenig verfolgte Perspektive: die psychotherapeutischen Möglichkeiten der TCM und des Modells der fünf Wandlungen, insbesondere auch im Sinne der Selbstregulation. Und es ist allemal eine gute Lektüreempfehlung für TCM-Patienten.