TQJ 01/2011

Rezensentin:
Dietlind Zimmermann

Prof. Dr. Wilfried Belschner:
Der Sprung in die Transzendenz. Die Kultur des Bewusstseins und die Entmystifizierung des Spirituellen

LIT 2007, Psychologie des Bewusstseins Bd. 7, 208 Seiten, 14,90 Eur (D), 15,40 Eur (A)/ 22,90 (sFr)
ISBN 978-3-8258-0300-1

Angeregt zur Lektüre dieses Buches wurde ich durch den Eröffnungsvortrag, den Wilfried Belschner auf den 9. Deutschen Qigong-Tagen in Halle hielt: »Qualitätssicherung – zwischen Sehnsüchten, Versprechungen und Erwartungen«. Anders als zu vermuten war, ging es nicht um Ausbildungszertifikate, Doppelblindstudien und Ähnliches, sondern um die spezifischen Qualitäten des Bewusstseins, deren Entwicklung meditative Übungswege wie die unseren ermöglichen, und um die wissenschaftliche Nachweisbarkeit dieser Bewusstseinsqualitäten. Die wirklich erhellenden und wie ich finde motivierenden Thesen, die der inzwischen emeritierte Psychologieprofessor aus Oldenburg in seinem Vortrag knapp präsentierte, kann man in seinem Buch »Der Sprung in die Transzendenz« nachlesen.
In mehreren Artikeln, die unabhängig voneinander gelesen werden können, nimmt er uns mit auf eine persönliche Entdeckungsreise, die dazu führte, dass er der akademischen Psychologie sowie allen professionell therapeutisch Arbeitenden nahelegt, sich wieder mehr mit dem Phänomen Bewusstsein zu beschäftigen. Mehr noch: Er will es wieder als notwendige Größe in das Fach Psychologie einführen. 
Er beschreibt, dass unsere kulturelle Fixierung auf das rationale Wachbewusstsein zu einem Dogma geworden ist, das andere Bewusstseinszustände letztlich als krankhaft aussondert oder leugnet. Genau hier kann der Kontakt mit einem Übungsgut aus einem anderen Kulturkreis wahrhaft »erleuchtend« wirken. So hat es Wilfried Belschner am eigenen Leib erfahren. Durch jahrelanges Studium des Zazen sowie intensive Erfahrungen mit Qigong kam er in Kontakt mit den verschiedenen Bewusstseinsstufen, die er auf einer Achse zwischen »dual« (Alltagsbewusstsein) und »non-dual« (höhere Bewusstseinszustände) verortet. Er beschreibt sie bezogen auf die Art, wie wir interagieren, als sachlich-rational – empathisch – von der Erfahrung reiner Bewusstseinsqualitäten getragene Begegnung – von der Erfahrung der Non-Dualität getragene Resonanz.
Es handelt sich hier um ein wissenschaftliches Fachbuch und so liest es sich nicht »eben mal so weg« –, auch wenn Wilfried Belschner über weite Strecken sehr lebendig und persönlich schreibt. Aber wer wissen möchte, wie sich die entscheidenden Qualitäten unserer Übungswege in der Sprache der Psychologie beschreiben lassen, der wird in diesem Buch fündig.