TQJ 01/2002

Rezensentin:
Almut Schmitz

Toshihiko Yayama
Die Heilkraft des Qi. Eine neue Medizin für Körper und Geist

Aurum 2001, 211 Seiten PB, EUR 22,-

Als ich „Die Heilkraft des Qi“ von Toshihiko Yayama das erste Mal in die Hand nahm, erschien es mir zunächst wie ein weiteres dieser eher überflüssigen oberflächlichen Bücher, in denen irgendeine Methode als Allheilmittel angepriesen wird. Und tatsächlich werden die meisten der im Inhaltsverzeichnis angekündigten Themen nur kurz gestreift – wobei der Autor jedoch immer wieder sehr interessante Zusammenhänge herstellt.
Toshihiko Yayama ist Arzt für Chirurgie und Traditionelle Chinesische Medizin. Beim Einstieg ins Qigong kam ihm sein langjähriges Kampfkunsttraining zugute und er erlangte offenbar recht schnell ein eindrucksvolles Niveau, das ihm auch Anwendungen von äußerem Qi bei seinen PatientInnen möglich machte. Angespornt durch die eigenen Erfahrungen machte er es sich zur Aufgabe, realistische, effektive Methoden für das Qigong-Training zu finden und zu entwickeln. Traditionalisten werden vielleicht entsetzt sein, mit welchem Pragmatismus Toshihiko Yayama aus verschiedenen Systemen Übungen abwandelt, um sie modernen Erfordernissen anzupassen. Wer jedoch annimmt, dass es dabei vorrangig um Vereinfachungen ginge, liegt falsch. Da der Autor nach hohen Zielen wie der Entwicklung des Bewusstseins, der Stärkung der eigenen Heilkräfte und letztlich der Überwindung der Begrenzungen der äußeren Welt und dem Eintritt in einen Zustand der Leere strebt und diese allen Interessierten ermöglichen möchte, geht es ihm um Effektivität. Als Beispiel dafür kann das von ihm entwickelte „Energieknäuel“ dienen, das helfen kann, Energie wahrzunehmen und fließen zu lassen, und das man aus Kupferdraht, Seidenpapier und Alufolie leicht selbst basteln kann. Als vorrangige Methode zur Überprüfung der Wirkung von Übungen, aber auch von Gegenständen, Orten und anderem dient ihm die Kinesiologie.
Unter den Übungen, die er aus dem Qigong, dem Zen und dem esoterischen Buddhismus zusammengestellt hat, stehen der kleine und der große Energiekreislauf im Zentrum, wobei der große Energiekreislauf hier einen Austausch mit kosmischem Qi meint, durch den große Mengen an Energie aufgenommen werden können. Beim kleinen Energiekreislauf hat Toshihiko Yayama festgestellt, dass der Qi-Fluss bei Frauen in der Regel andersherum verläuft als bei Männern und daher auch dementsprechend geübt werden sollte.
Allerdings handelt es sich bei dem vorliegenden Werk nicht um ein Übungsbuch, die meisten Beschreibungen von Übungen gehen nicht ins Detail und sind daher nicht zum direkten Nachmachen geeignet. Vielmehr versteht sich das Buch als ein „Wegweiser in die Welt des Qi“. Und diese Welt erschließt Toshihiko Yayama durch vielfältige Bezüge zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, der transpersonalen Psychologie, der Reinkarnationstherapie, buddhistischen und daoistischen Lehren und Erlebnissen aus seinem Leben. Ich kann mir vorstellen, dass sich Menschen, denen all dies noch fremd ist, von der Fülle der Informationen leicht erschlagen fühlen können. Für diejenigen, die bereits in der Welt des Qi unterwegs und offen für unorthodoxe Herangehensweisen sind, bietet das Buch viele interessante Anregungen. Da Japan weit ist, würde ich mir eine Fortführung wünschen, in der Toshihiko Yayama sein Übungssystem konkreter vorstellt, so dass es fortgeschritteneren Qigong-Übenden möglich wäre, selbst damit zu praktizieren.