TQJ 02/2001

Rezensentin:
Almut Schmitz

Rudolf Ritsema/Hansjakob Schneider (Hrsg.)
Eranos Yi Jing (I Ging). Das Buch der Wandlungen – Die einzige vollständige Ausgabe der altchinesischen Orakeltexte mit Konkordanz

O. W. Barth 2000, 960 Seiten geb., DM;  Zweitausendeins 2000, 960 Seiten PB, DM 33,-

Das Yi Jing (I Ging), dessen Ursprünge fast 4000 Jahre zurückreichen, galt in Ostasien über die Jahrtausende als umfassendes System der Naturwissenschaft, als Leitfaden der Staatskunde und als Anleitung zur Selbsterkenntnis. Anhand von 64 Hexagrammen, die alle möglichen Kombinationen von jeweils sechs ganzen oder unterbrochenen Linien, die die Grundenergien Yin und Yang repräsentieren, wird die Gesamtheit aller energetischen Konstellationen mit ihren jeweiligen Tendenzen zur Veränderung dargestellt. In über fünfzigjähriger Forschung mit Unterstützung der von C. G. Jung inspirierten Eranos-Stiftung wurde eine Übersetzung erstellt, die den „ursprünglichen bedeutungsoffenen Charakter der Orakelbilder” auch Nicht-Sinologen zugänglich machen soll. Zu jeder Bezeichnung wird die Vielfalt von Bedeutungen und Assoziationen, die mit dem chinesischen Schriftzeichen verbunden ist, wiedergegeben. Auf eine interpretierende Übersetzung wurde verzichtet, die Begriffe stehen originalgetreu für sich und sollen ihren Sinn im Zusammenhang mit der zur Disposition stehenden Situation und Fragestellung erschließen. Nach Ansicht der Herausgeber beruht gerade darauf die durch alle Zeiten unveränderte Wirksamkeit des Yi Jing, das „als psychologisches Instrument die tieferen Schichten unserer Seele zu erschließen vermag”.
Dieses Vorgehen macht auf interessante Weise deutlich, wie ungeheuer viel Interpretation mit jeder Übersetzung aus dem Chinesischen verbunden ist. Sie bleibt nun den LeserInnen überlassen – für manche sicher eine inspirierende Herausforderung, andere könnten sich allerdings auch überfordert fühlen.