TQJ 2/2009

Rezensent:
Frank Aichlseder

Wu Runjin, Zhu Lichan, Thomas Jonasson:
Die Vielfalt des Tai Chi Chuan und seine Verankerung in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Bacopa 2008, 200 Seiten, 29 €
ISBN 978-3-901618-50-5

Etwas zu sagen über jemanden, den man nicht kennt, ist schwierig. Vor allem, wenn diese Person bereits verstorben ist. Und so ist es mit dem Autor dieses Buches. Wu Runjin verstarb 2007 nach kurzer, heftiger Krankheit. Dieses Buch ist zum Teil ein Vermächtnis seines Wissens und zum anderen seinem Schaffen gewidmet

Den Erzählungen nach ist Wu Runjin einer jener Lehrer für Taijiquan und Qigong gewesen, die ihre Wurzeln in der Tradition des Wushu hatten. Alle großen Familienstile waren ihm geläufig und auch im Bereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) war er sehr bewandert. Daher ist der Inhalt des Buches eine konsequente Folge in der Betrachtung des Wissens dieses Wushu-Lehrers.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert: Der erste beschäftigt sich mit der Geschichte des Taijiquan, der zweite Teil behandelt die Praxis des Taijiquan und der dritte schließlich die gesundheitlichen Aspekte der Kunst. Während für mich der erste und der zweite Teil eher von Allgemeinplätzen geprägt sind, bekommt das Buch im dritten Teil mehr Niveau. Wenn zum Beispiel kurz die Funktionskreise von Leber, Herz, Milz, Lunge und Nieren dargestellt werden und deren Bedeutung für das Taijiquan erläutert wird, dann sind das Dinge, die tatsächlich nicht in jedem Buch zu lesen sind. In Kombination mit einem informativen Anhang, in dem die grundlegendsten Begriffe der TCM nochmals erläutert werden, hat das Buch hier seine größten Stärken.

Melancholisch wird es bei den Artikeln von Thomas Jonasson über die Wu-Familie und dem Gastkommentar über Wu Runjin von Martin Rüttenauer. Hier wird einem die Person näher gebracht und sein Umfeld ein wenig stärker beleuchtet. Diesen Teil empfand ich als interessant, vermute aber, dass darin nicht alle übereinstimmen.

Ich empfehle das Buch zum einen denjenigen, die einen Überblick über die unterschiedlichen Stile des Taijiquan aus Sicht eines Wushu-Treibenden suchen, und zum anderen vor allem Menschen, die sich einen ersten Überblick über die Verwebungen mit der TCM verschaffen wollen. Hier macht das Buch Lust auf mehr. Insofern sollte es schon in der gut sortierten Taijiquan-Bibliothek stehen