TQJ 3/2015

Rezensent:
Georg Patzer

Tricia Yu:
Tai Chi. Entspannung & Fitness für Körper und Geist

(übersetzt von Nathali Klingen)
Dorling Kindersley 2013, 160 Seiten broschiert, 9,95 EUR
ISBN 978-3-8310-2445-2

Natürlich werden jetzt wieder die Puristen kommen und sagen: Man kann Taijiquan nicht aus einem Buch lernen. Kann man auch nicht. Aber man kann einiges an Grundprogramm aufnehmen, so dass man schon ein wenig vorbereitet ist, wenn man sich einen guten Lehrer gesucht hat. Vorausgesetzt natürlich, dass die Übungen gut beschrieben sind und einfach nachzuvollziehen und nicht zu viel voraussetzen.

Und das trifft bei dem Buch von Tricia Yu zu. Sie hat gar nicht den Anspruch, die LeserInnen durch eine der vielen Formen zu hetzen. Sie stellt eine Reihe von Grundübungen vor, den Reiterstand, den Bogenschritt, den Zehenstoß. Entspannungsübungen, die auf Bewegungen der Form vorbereiten, wie den »Eisläufer«, den »Bär«, den »Kranich«. Und danach kommen ein paar Grundschritte aus der Taijiquan-Form, die Ausgangsstellung, Abwehren, Drücken, die Wolkenhände, den Affen abwehren, die Peitsche hoch und tief, der goldene Hahn, Knie streifen, die Hände kreuzen und der Fauststoß – und damit hat man schon die wichtigsten Grundtechniken zusammen. Aufwärmen, Sammeln, das Qi Spüren rahmen das Ganze ein und geben einen kleinen Einblick in die Tiefendimensionen des Taijiquan.

Da Tricia Yu das Yang-Stil Taijiquan nach Zheng Manqing unterrichtet, ist das auch ihr Ansatz. Kritisch sei noch vermerkt, dass manche Informationen nicht ganz stimmen – so hat sich aus der Form von Yang Luchan (den sie Yang Lu Shan schreibt) gerade nicht der Chen-Stil entwickelt. Und dass Taijiquan »heute ein sanftes Training« sei, stimmt auch nicht für alle Schulen und Lehrer. Ein weiterer Punkt ist diese ewige Diskussion um das Knie, das nicht über die Zehenspitze gehen soll, aber das wollen wir hier nicht auch noch anfangen.
Diese und andere leichte Mängel werden von den Vorteilen des preiswerten Buchs mehr als ausgeglichen: die präzisen und leicht verständlichen Beschreibungen, die man sofort nachmachen kann, auch ohne Vorkenntnisse (und wer einmal versucht hat, eine Übung schriftlich niederzulegen, weiß, was das heißt), die genauen Fotos (auch wenn nicht jeder ein Freund von rosa und hellblauer Sportkleidung sein wird), die kleinen Kästen mit zusammenfassenden, hinweisenden und warnenden Informationen.