Thomas Giese:
Taijiquan-Fächer mit 21 Folgen Yang-Stil
epubli 2016, 156 Seiten geb., € 29,95
ISBN 978-3741861390
Literatur über die Taiji-Fächerpraxis ist sehr rar. Nun legt der erfahrene Taijiquan- und Qigong-Lehrer Thomas Giese ein Lehrbuch vor, das sowohl Lehrende als auch Praktizierende mit wenig Taiji-Erfahrung ansprechen will. Dieses kommt recht gewichtig daher. Als Hardcoverversion im A4 Format wiegt es gut ein Kilo und kommt damit als Übungsbegleitung für unterwegs eher nicht in Frage. Das Gewicht ist der Papierqualität geschuldet. Die hohe Grammatur lässt die zur Illustration verwendeten Fotos und Grafiken gestochen scharf erscheinen. Ob dies für ein Lehrbuch erforderlich ist, möge die Leserschaft selbst entscheiden. Was erwartet nun die Leserin, den Leser? Zum Glück werden einem lange Ausführungen über Taijiquan erspart. Der Autor kommt gleich zur Sache, nämlich zum Fächer. Hier hat er gründlich recherchiert und informiert umfassend über die Geschichte des Fächers in Asien im Allgemeinen und als Kampfkunstgegenstand im Besonderen. Das ist schön gemacht und weckt das Interesse auf mehr.
Das ganze Buch besticht durch seine klare Strukturierung. Da spürt man den gestandenen Pädagogen. Jede einzelne Sequenz der Form wird ausführlich erklärt und ist sehr gut illustriert. Dabei sind durchgängig Fußdiagramme mit Angabe der Himmelsrichtungen eingefügt, so dass man sich immer wieder gut orientieren kann. Zu Beginn wird auf Blickführung, Atmung, Bein- und Hüftarbeit eingegangen. Sehr informativ und hilfreich gerade für Einsteiger finde ich die Übersicht über die verschiedenen Fußstellungen. Diese werden detailreich erklärt, so dass man sich bei den fol- genden Erläuterungen der Fächerform gut zurechtfinden kann.
Dargestellt wird eine Kurzform mit 21 Sequenzen. Diese wurde auf der Grundlage der von Jian Guiyan entwickelten 42er Fächerform von Foen Tjoeng Lie in Abstimmung mit der Urheberin erarbeitet. Dahinter steht die Absicht, Formen anzubieten, die relativ leicht zu erlernen sind ohne die Merkfähigkeit allzu sehr zu strapazieren.
Gut gefallen hat mir, dass der Autor manchmal mehrere Varianten der Ausführung anbietet. Beispielsweise erwähnt er, wie er die Bewegung von seinem Lehrer gelernt hat und – alternativ dazu – wie diese mit einer eindeutigen Kampfkunst-Intention ausgeführt würde.
Abgerundet wird das Werk durch ein Literatur- und Stichwortverzeichnis. Insgesamt ist es ein gelungenes Buch, das auf alle Fälle denjenigen gutes Studienmaterial bietet, die die Form bereits erlernt haben. Eine Taiji-Form allein mit einem Buch erlernen zu wollen, kann erfahrungsgemäß schnell zu Irrtümern und Fehlhaltungen führen. Ergänzend zum Buch gibt es eine DVD mit der 21er Fächerform, die Interessenten beim Au- tor bestellen können. Thomas Giese arbeitet auch gern mit Kindern und hat ein Fächertraining speziell für diese Zielgruppe entwickelt. Ein entsprechendes Lehrbuch zu dieser Arbeit ist bereits in Vorbereitung.