TQJ 1/2018

Rezensent:
Georg Patzer

Josefine Carls / Ulrike Dehnert / Stephan Röll:
Tai Chi Lee Stil – Handbuch zum Üben
Books on Demand 2013, 144 S., € 18
ISBN 978-3-7322351-9-3

„Es gibt nur ein Dao. Es gibt nur ein Tai Chi. Es gibt sehr wohl viele Stile.“ Davon sind Chen und Yang wohl die bekanntesten – der Lee-Stil (oder Li in Pinyin-Umschrift) ist unbekannter geblieben. Was auch daran liegt, dass er sich sehr spät für Nichtfamilienmitglieder geöffnet hat, erst 1933 und dann auch nur sehr zögerlich. So gibt es auch in Deutschland nur wenige Stellen, wo man ihn lernen und üben kann. Und an Literatur gibt es nur dieses Handbuch. Es ist vor allem ein Übungsbuch für Lee-Stil-Übende, eine Unterstützung für AnfängerInnen. Was nicht heißt, dass die Theorie nicht auch erklärt würde, ganz knapp. Aber der Schwerpunkt liegt auf der Praxis. Und das bedeutet: viele Übungen, viele Bilder. Und nicht nur die Form an sich, denn der Lee-Stil beinhaltet neben Aufwärmgymnastik auch Meditation und Atemübungen, und damit unterscheidet er sich schon grundlegend von vielen anderen Stilen und Schulen.

Die „inneren Übungen“ beginnen mit der Wahrnehmung des Atems und des Körpers und dem Öffnen der Sinne, es gibt geistig geführte Übungen und bewegte Übungen, die Atemübungen selbst haben so schöne Namen wie „Morgentau“ oder „Sechs Hasen“, die Yin oder Yang betonen. Das daoistische Yoga beinhaltet vor allem Streckungen, Dehnungen und Drehungen und nimmt im vorliegenden Buch einen großen Teil ein. Im Taijiquan-Teil wird noch einmal speziell auf die Prinzipien eingegangen und hier kommt auch der einzige kompliziertere Teil, denn im Lee-Stil werden elf Stände unterschieden: Drachen-, Affen-, Entenstand und so weiter, die dann im Formteil einfach nur noch genannt werden – für mich war das ad hoc komplizierter als nötig, weil ich dann immer wieder schauen musste, wie Ente oder Hund aussehen.

Von diesem kleinen Mangel abgesehen ist das Buch eine wunderbare Einführung in einen ziemlich unbekannten Taiji-Stil, die Beschreibungen sind präzise, kurz und nachvollziehbar, die Fotos sehr brauchbar und der gesamte Ton, in dem die drei AutorInnen schreiben, vorbildlich knapp und zugewandt. Wenn ich in der Nähe von Hanau wäre, wo ihre Schule ist, würde ich es mir sicherlich einmal persönlich anschauen.