Yürgen Oster
Tai Ji Quan – Das Dao der Bewegung
Haug 1997, 110 Seiten
Das bereits vor sechs Jahren erschienene Grundlagenbuch von Yürgen Oster zum Taijiquan hat leider aufgrund verlagspolitischer Umstände keine angemessene Beachtung gefunden. Nun ist es sehr günstig direkt beim Autor erhältlich und soll hier kurz gewürdigt werden.
Yürgen Oster ist einer der „alten Hasen“ in der deutschen Taijiquan- und Qigong-Szene. Er lebte in der Gemeinschaft von Feng Giafu und lernte außerdem bei Prof. Chee Soo, Ma Jiangbao und Fei Yuliang unterschiedliche Seiten des Taijiquan kennen. Sein Buch ist gedacht als Begleiter insbesondere für diejenigen, die mit weniger umfassendem Unterricht auskommen müssen. Es wird bewusst auf die Darstellung eines Formablaufs verzichtet, statt dessen werden die Hintergründe in Geschichte, Philosophie und Menschenbild anschaulich erläutert. Neben den Grundbegriffen Qi, Dao, Yin und Yang stellt der Autor auch das Bagua und die fünf Wandlungsphasen vor, die er später mit den acht Grundtechniken und fünf Schritten verbindet.
Mit diesen schon recht tief gehenden Informationen und einer eigenen Übersetzung der ersten vier der als „Klassiker des Taijiquan“ bezeichneten Texte ist „Das Dao der Bewegung“ weit mehr als eine Einführung in das Taijiquan. Vielmehr kann man hier mit fortschreitendem Üben immer wieder Neues entdecken und Bekanntes neu verstehen. Dazu trägt die oft bildhafte Darstellung bei, die nicht alles bis ins Letzte zu erklären versucht. Wie Yürgen Oster selbst schreibt, handelt dieses Buch „von der Sprache des Tai Ji Quan, sofern man eine Bewegung als Sprache bezeichnen kann“. Es soll dazu dienen, Sinn und Bedeutung der Bewegungen besser zu verstehen. Darüber hinaus gibt es noch einen interessanten Abschnitt zum gesundheitlichen Wert des Taijiquan, in dem vor allem dessen ausgleichende und Ordnung stiftende Qualität hervorgehoben wird. Die Weiterführung der 13 Grundrichtungen in den Partnerübungen bleibt hingegen oberflächlich.
Insgesamt bietet das Buch viel Inspiration und regt zu eigenem Entdecken und Wahrnehmen an. An einigen Stellen hätte ich mir Hinweise darauf gewünscht, dass es nicht nur diese eine Interpretation gibt, zum Beispiel bei der Entstehungsgeschichte. Wahrscheinlich würde auch Yürgen Oster heute manches ein wenig anders schreiben, über weitere Lektüre von ihm würde ich mich freuen.