Dr. Klaus Moegling (Hrsg.)
Tai Chi im Test der Wissenschaft. Internationale biomedizinische Studien zur Gesundheitswirkung des Tai Chi Chuan (Taijiquan)
Prolog 2009, Reihe Bewegungslehre und Bewegungsforschung Band 28, 223 Seiten, 26,80 EUR
ISBN 978-3-934575-40-0
Im Rahmen eines Seminars an der Universität Marburg zum Thema »Die Gesundheitswirkung des Tai Chi Chuan« haben SportstudentInnen eine Reihe internationaler Studien, die seit den 70er Jahren in diesem Bereich durchgeführt worden sind, kritisch analysiert, insbesondere im Hinblick auf die methodische Durchführung. Beabsichtigt war damit einerseits, »eine Idealisierung, Mystifizierung und Überschätzung der Gesundheitswirkung des chinesischen Bewegungssystems Tai Chi Chuan zu vermeiden« und andererseits Daten zusammenzutragen, die innerhalb einer biomedizinischen Sichtweise Relevanz haben. Es wurden dementsprechend bewusst Studien ausgewählt, die die Wirkung des Taijiquan anhand von biomedizinischen Parametern getestet hatten.
Den größten Forschungsbereich ergaben Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, daneben war der Einfluss auf die Sturzanfälligkeit und Balancefähigkeit älterer Menschen ein wichtiges Gebiet, des Weiteren wurden Studien zur Wirkung auf Osteoporose, auf die Gelenkstabilität, bei Hämophilie, auf das vegetative Nervensystem, die Schlafqualität sowie zu »Tai Chi Chuan als Mittel zur Rehabilitation von schweren Kopfverletzungen« einbezogen. Insgesamt ergaben die Analysen, dass viele insbesondere der älteren Untersuchungen nicht wissenschaftlich einwandfrei durchgeführt worden sind, häufig ist die Teilnehmerzahl zu gering und äußere Einflüsse oder Störfaktoren wurden zu wenig berücksichtigt. Zudem ist die Vergleichbarkeit natürlich fraglich, da mit unterschiedlichen Taiji-Formen in unterschiedlicher Weise und über unterschiedliche Zeiträume gearbeitet wurde.
Dennoch zeigen sich in allen Bereichen tendenziell positive Wirkungen und aus dem vorhandenen Material wurden auch Anregungen für weitere Untersuchungen entwickelt. Bei der Planung von neuen Studien sollte es nach Ansicht der AutorInnen einerseits um eine verbesserte Untersuchungsmethodik gehen und andererseits um eine Erweiterung der Untersuchungsperspektive über biomedizinische Kriterien hinaus. Hierbei könnten neuere gesundheitswissenschaftliche Ansätze und qualitative Erhebungsmethoden eingesetzt werden. Außerdem wäre es interessant, auch die Wirkung von – häufig dynamischer ausgeführten – Waffenformen sowie von Partner-übungen einzubeziehen.
Für alle, die sich mit einer wissenschaftlichen Erfassung der Wirkungsweisen des Taijiquan beschäftigen oder auf dieser Ebene in der Diskussion stehen, zum Beispiel mit SchulmedizinerInnen oder Krankenkassenangestellten, und natürlich für alle, die es einfach etwas genauer wissen wollen, liegt hier eine Menge systematisch aufbereitetes Material vor.