TQJ 03/2001

Rezensent:
Dr. Michael Plötz

Benjamin Pang Jeng Lo, Martin Inn, Robert Ackermann und Sue Foe (Translater and Editor)
The Essence of T´ai Chi Ch´uan –
The Literary Tradition
North Atlantic Books 1979, 100 Seiten

»The Essence of T’ai Chi Ch’uan« stellt eine Sammlung verschiedener klassischer Schriften des Taijiquan aus unterschiedlichen Zeitepochen dar, die ins Englische übersetzt wurden. Hauptübersetzer ist Benjamin P. J. Lo, einer der Meisterschüler von Prof. Zheng Manqing (Cheng Man-Ching). Schon im Vorwort wird auf die Schwierigkeiten einer korrekten Übersetzung und den Interpretationsspielraum in den vorliegenden klassischen Schriften des Taijiquan hingewiesen. Notgedrungen wird der Inhalt der Klassiker je nach Erfahrungs- und Kenntnisstand der Übersetzenden interpretiert. Also ein heikles Unterfangen, dennoch existiert diese Übersetzung schon seit 1979 und erfreut sich großer Nachfrage.
Das erste Kapitel stellt die klassischen Verse des Taijiquan Jing (T’ai Chi Ch’uan Ching) vor, die dem legendären Begründer des Taijiquan Zhang Sanfeng zugeschrieben werden. Beispielhaft soll hier ein beliebter Vers Erwähnung finden – »Let the postures be without breaks and holes, hollows or projections, or discontinuities and continuities of form.«
Im folgenden Kapitel handelt es sich um eine Übersetzung des Taijiquan Lun (T’ai Chi Ch’uan Lun) von Wang Tsung Yueh (1736 – 1795), der in seiner Abhandlung über den Yin/Yang-Aspekt im Taijiquan berichtet. Hier finden sich auch konkrete Hinweise über den Umgang mit der gegnerischen Kraft – »If the opponent’s movement is quick, then quickly respond; if the movement is slow, then follow slowly«.
Nachfolgend werden die Ausführungen von Wu Yuxiang (Wu Yu Hsiang, 1812 – 1880), Begründer des alten Wu-Stils, zu den 13 Stellungen des Taijiquan vorgestellt. Von ihm stammen die bekannten Worte: »Be still as a mountain, move like a great river.« Neben konkreten Übungsanweisungen finden sich auch hier klare Hinweise für den Umgang mit gegnerischen Kräften im Sinne des Taijiquan.
Auch das »Lied der Dreizehn Stellungen« und das »Lied vom Tuishou« von unbekannten Autoren wurden übersetzt. In weiteren Kapiteln finden sich Ausführungen über die fünf geheimen Eigenarten (calm, agility, breath, internal force, spirit) und essentielle Hinweise für das Üben der Form und des Tuishou von Li Yeyu (Li I-yu, 1833 – 1892), der direkter Schüler von Wu Yuxiang in der Tradition des alten Wu-Stils war.
Von Yang Chengfu sind seine zehn wichtigen Punkte zu korrekter Körperhaltung, zu Koordination und Bewegungsfluss beim Üben des Taijiquan aufgeführt mit Kommentaren seines Schülers Chen Weiming. Abschließend wird das Lied über Form und Funktion von Prof. Zheng Manqing vorgestellt.

Insgesamt stellt diese Sammlung klassischer Werke des Taijiquan eine sicherlich gut recherchierte und kompetente Übersetzung dar, die für alle Taijiquan-Praktizierenden eine lebenslange Begleitung im eigenen Üben und Lernen bietet. Gerade deshalb zählt es für viele Taijiquan-Erfahrenen zur Basisliteratur und dient als inspirierendes Nachschlagewerk.

 

 

North Atlantic Books 1979,
100 Seiten