TQJ 03/2002

Rezensentin:
Andrea Kossin

Dietmar Grosch/Huaxiang Su
Tai-Ji-Quan Chen-Stil – Die 38er-Form nach Chen Xiaowang
Kolibri 2002, 204 Seiten mit Ringbindung, EUR 29,50

Wie ist die Gewichtsverlagerung bei „der blaugrüne Drache schießt aus dem Wasser”? Wie stark dreht die Hüfte? Diese Fragen bleiben nun nicht mehr bis zur nächsten Unterrichtsstunde offen! Schon auf den ersten Blick erschien mir das Buch „Tai-Ji-Quan Chen-Stil” als ein sehr detailliertes und ausführlich geschriebenes Buch und ich war überrascht von seinem Umfang.
Die 38er–Form des Chen-Stil Taijiquan wurde von dem derzeitigen Oberhaupt der Chen-Familientradition Chen Xiaowang entwickelt. Während der Charakter der Form weitgehend dem schlichteren alten Rahmen entspricht, wurden auch Figuren aus dem auf Chen Fake zurückgehenden neuen Rahmen und aus dem kleinen Rahmen integriert. Erstmals in deutscher Sprache wird diese Form hier auf 200 Seiten dargestellt.
Im ersten Teil erhält man einen kurzen historischem Einblick in die Entwicklung des Taijiquan mit Stammbaum der Chen-Familie. In seinen „Vorüberlegungen” befasst sich Dietmar Grosch mit der Erarbeitung des Taijiquan-Trainings, mit dem Fazit: Lasse dir Zeit! Der Körper muss völlig neue Bewegungsabläufe erlernen! „Was für ein Glück”, werden sich hier wohl viele SchülerInnen denken. Die folgenden Aufwärmübungen sind gut beschrieben und mit Bildern versehen, gefolgt von den wichtigsten Beinstellungen und Handhaltungen.
Im Hauptteil wird dann jede der 38 Figuren der Form einzeln und sehr detailliert dargestellt. Den Namen der Figuren ist die chinesische Übersetzung beigefügt, leider ohne die entsprechenden Schriftzeichen. Su Huaxiang vermittelt auf den vielen Fotos anschaulich diese schöne Form, die einen guten Einstieg in den Chen-Stil ermöglicht. Den einzelnen Figuren sind Schrittdiagramme zugeordnet, in denen die Gewichtsverteilung durch unterschiedliche Grautönungen dargestellt ist. Zusammen mit den vielen Bildern helfen sie Übenden durch den Ablauf der Form, deren Einzelheiten wirklich sehr genau beschrieben werden.
Vielleicht werden alle Bewegungen ein wenig zu genau und ausführlich behandelt. Es erfordert eindringliches Lesen und kann AnfängerInnen mitunter etwas verwirren oder überfordern. Diejenigen, die es entspannter angehen möchten und diese Form bereits kennen, können sich an den drei beigefügten Postern mit vielen Aufnahmen von Su Huaxiang erfreuen und die Form durchlaufen.
Dietmar Grosch hat sich große Mühe gegeben, die 38er-Form Schritt-für-Schritt aufzuschlüsseln und klar gegliedert und übersichtlich darzustellen. Für all diejenigen, die diese Form erlernen oder aber bereits erlernt haben, ist sein Buch begleitend zum Unterricht ein nützliches Nachschlagewerk.