TQJ 4/2020

Rezensent:
Helmut Oberlack

Lie, Foen Tjoeng: 
Yang-Stil Taijiquan – Traditionelle Form mit 85 Folgen
Kolibri 2020, 160 S., Hardcover mit Spiralbindung, 3 Poster, € 56,80,
ISBN 978-3-928288-50-7

Lie Foen Tjoeng hat sein 1991 herausgekommenes Buch »Tai-Ji-Quan Yang-Stil« überarbeitet und mit neuem Titel und als alleiniger Autor herausgegeben. Die 2010 verstorbene Christa Proksch ist nun nicht mehr als Co-Autorin benannt, aber ihr lesenswerter Aufsatz »Versuch über das Lehren« ist weiterhin im Buch.

Der gesamte Theorieteil ist übernommen worden. Er beginnt mit einer kurzen Erklärung, was Taijiquan ist, und einem historischen Abriss. Dann folgen ein Klassiker der Taiji-Literatur, »Die zehn wesentlichen Gebote des Taijiquan«, und »Ein Gespräch über die Praxis des Taijiquan«, beides von Yang Chengfu. Anschließend kommen »Grundlegende Stellungen und Bewegungen« mit Ständen, Schritten und Handhaltungen und ein Kapitel zur Atmung. Neu dazugekommen sind Hinweise für das Üben, die nicht nur das übliche »Ziehen Sie lockere Kleidung an und üben Sie an einem schönen Platz« beinhalten, sondern auch tiefer gehende Ratschläge zur Bewegungsweise und zum richtigen Stehen, die äußeren Harmonien, der Impuls aus den Beinen, die Steuerung von den Hüften, die Begleitung durch die Vorstellungskraft und manches mehr wie ein Abschnitt zur Jin-Kraft. Dieses neu Hinzugekommene ist ein echter Gewinn für das Buch, ebenso wie das gefälligere Layout.

Der Hauptteil, die Beschreibung der Form, ist der eigentliche Grund der Überarbeitung. Hatte der Autor im ersten Buch die Form noch so dargestellt, wie er sie von seiner langjährigen Lehrerin Jian Guiyan gelernt hat, so beschreibt er sie hier nach der Art und Weise, wie Yang Zhenhe sie vermittelt. Denn seit gut 20 Jahren nimmt Lie Foen Tjoeng Unterricht bei ihm und dessen Kindern.

Die Beschreibung einer so langen Form ist natürlich eine enorme Aufgabe, die Lie Foen Tjoeng sehr gut gelöst hat. Was mich nicht überrascht, ist er doch Autor zahlreicher Qigong- und Taiji-Bücher, er ist sozusagen im Training. Wer andere Bücher von ihm kennt, erkennt seinen präzisen und detaillierten Stil wieder, die anderen müssen sich erst ein bisschen einlesen.

Worte alleine reichen selten aus, um Bewegungen aus einem Buch zu lernen. Illustrationen wie Fußdiagramme, Richtungspfeile und Fotos sind dabei eine wichtige Hilfe. Und diese sind in der Neuauflage deutlich verbessert. Und es gibt jetzt grau unterlegte Kästen mit Übungshinweisen, die deutlich von der Formbeschreibung abgesetzt sind. Im alten Buch standen diese Hinweise im Haupttext und störten den Lesefluss der Bewegungsbeschreibungen. Zudem gibt es jetzt auch öfter Fotos aus zwei Perspektiven, so dass die Handhaltun- gen besser zu erkennen sind. Weitere Verbesserungen sind die aufgeführten Variationen von Bewegungen, optisch gut abgesetzt vom Haupttext, und die in der Randspalte platzierten Erläuterungen zur Benennung der Bewegungen. Trotz dieses mehr an Inhalten ist das Layout übersichtlich und aufgelockerter, auch wenn der Haupttext mehr Absätze haben könnte.

Fazit: Es ist schön, dass es wieder ein gut gemachtes Buch zur langen Yang- Form gibt. Und dazu gehört auch, dass wie im alten Buch ein herausklappbares Schrittdiagramm und drei Poster mit der gesamten Form dabei sind, ebenso wie die kolibri-typische Spiralbindung im Hardcover. Ich denke, ich werde immer mal wieder in dieses Buch hineinschauen und so manche Anregung daraus ziehen, auch wenn ich die Form anders als Yang Zhenhe mache.