Lie, Foen Tjoeng:
Wissenswertes über Taijiquan. Was Sie schon immer über Taijiquan wissen wollten
Kolibri 2020, 170 S. brosch., € 16,80
ISBN 978-3-928288-28-6
Jetzt lerne ich schon seit ein paar Jahren Taijiquan, aber den Ausdruck »Perlenkette mit neun Windungen« habe ich noch nie gehört. Manches andere kenne ich aus dem Qigong, wie den Baihui-Punkt, auch wenn ich da von einem Lehrer schon gehört habe: »Das heißt Baihui, aber das nützt euch nichts, wenn ihr das wisst.« Jeder Lehrer unterrichtet anders, manche interessieren sich nicht für die oft blumigen Fachausdrücke, anderen ist es wichtig. Und so sind nicht alle Taijiler*innen mit diesen Begriffen vertraut. Da ist es gut, dass es jetzt eine Art Lexikon gibt, in dem man nachschlagen kann, was denn eigentlich mit TingJin und DongJin gemeint ist, was man bei diesem oder jenem anderen Lehrer hört oder mal gelesen hat.
Der langjährige Praktiker und Lehrer Lie Foen Tjoeng hat die wichtigsten Begriffe im Taijiquan in einem schlanken, hübsch gemachten Buch versammelt und erklärt sie allesamt ziemlich kurz, aber doch so, dass Anfänger*innen und Fortgeschrittene wissen, was gemeint ist. Manchmal entdeckt man auch, dass man diese oder jene Fähigkeit hat, ohne jemals von ihr gehört zu haben – ein netter Nebeneffekt.
Natürlich beginnt der Autor mit der Definition von Taijiquan und den verschiedenen Schulen und Ausprägungen, geht über zu »Formen und Rahmen«, zum »Taijiquan lernen«, Techniken und Ständen, Hand- und Körperhaltung und schließt ab mit den »Inneren Bewegungen«, die er selbst in Anführungsstriche setzt. Sehr differenziert und völlig undogmatisch gibt er ohne Wertung die unterschiedlichen Meinungen wieder und findet bei aller Kürze oft auch elegante Formulierungen, so dass das Lesen nie langweilig wird. Dabei räumt er auch mit Mystifizierungen auf wie beim »Himmlischen Kreislauf«, dessen Name für ihn »ziemlich irreführend« ist: »Denn es hat mit dem Himmel oder Astronomie nichts zu tun.« Oder die »Wolkenhände«: »Die eigentlichen Schriftzeichen im Chinesischen bedeuten ›die Hände kreisend bewegen‹. Das chinesische Schriftzeichen für Wolke hat denselben Klang ›Yun‹, was zur Verwechslung geführt haben soll.«
Dabei bleibt Lie Foen Tjoeng immer pragmatisch und wo immer es möglich ist, auf das Praktische, die Ausführung der Form, bezogen. Theorie scheint ihm nur dazu zu dienen, das Taijiquan noch besser, entspannter zu machen (Song: »Hier ist aber keine Schlaffheit gemeint, sondern dass man bei der Einnahme der oben erwähnten Haltungen und bei der Ausführung der Bewegungen keine überflüssige muskuläre Anspannung oder gar Verspannung oder Steifheit im Körper haben soll (siehe unten).«
Ein sehr empfehlenswertes Handbuch also, das, wie man so sagt, in keiner Taiji-Bibliothek fehlen sollte.