TQJ 4/2004
Rezensentin:
Christel Proksch
Daniel Grolle-Moscovici:
„Tai Chi verstehen – Ein Spielweg zu den Quellen der ursprünglichen Freiheit“
Bacopa-Verlag 2004, 250 Seiten geb., 33,95 EUR(D)/35,00 EUR(A)/63,60 CHF
ISBN 3-901618-16-3
Das im Bacopa-Verlag erschienene Buch von Daniel Grolle „Tai Chi verstehen“ beschreibt die kurze Form des Yang-Stils nach Cheng Man Ching. Es ist durch viele farbige Fotos reich bebildert und gibt alle Bewegungsabläufe sehr nuancenreich wieder. Besonders anregend wirken die Doppelbelichtungen, durch die die Bewegungsverläufe wie in kurzen Filmen anzuschauen sind. Daneben steht in kleinerem Bildformat ein Foto, das aus der Perspektive des Schülers auf seinen Lehrer aufgenommen ist und so auch Anfängern das Nachspielen der Bewegungen leicht macht. Jedem „Bild“, aber auch jedem Übergang von einem „Bild“ ins andere ist ein eigenes Kapitel gewidmet.
Wenn von Chinesen oft bemängelt wird, dass der korrekten Ausführung der äußeren Form im Westen zu wenig Beachtung geschenkt wird, so hat Daniel Grolle hier ein überzeugendes Gegenbeispiel geliefert. Der reichhaltige Text ist in kleine Blöcke aufgeteilt. Neben den Fotos finden sich kurze Beschreibungen der Bewegungen. Zusätzlich kann der interessierte Leser – farblich abgesetzt – genauere Bewegungsbeschreibungen, die an dieser Stelle häufig gemachten Fehler oder auch Kommentare finden, die kleine Anekdoten enthalten, Informationen zu Gesundheit, Kampfkunst oder Philosophie.
Daniels Buch ist ein ästhetisches Kunstwerk geworden. Der Untertitel „Ein Spielweg zu den Quellen der ursprünglichen Freiheit“ beschreibt den Charakter der Übungen, die sehr spielerisch Körpergeheimnisse entdecken, die in der natürlichen Beschaffenheit des Körpers angelegt sind.
Für die Beschreibung hilfreicher Zwischenübungen, die den Inhalt der Taiji-Bewegungen verständlich machen, hat Daniel die Farbe Orange gewählt, was sich zwar für eine bessere Unterscheidung zwischen Grundbewegungen und „Zuliefer-Übungen“ gut eignet, aber leider etwas zu matt ausfällt, um sich vom weißen Papier deutlich abzuheben.
Wer allerdings meint, durch dieses Buches auf einen Taiji-Lehrer verzichten zu können, liegt sicherlich trotzdem falsch. Dafür ist es die ideale Ergänzung zu einem Lehrer, der selbst für seinen Unterricht daraus unzählige gute und phantasiereiche Anregungen schöpfen kann.
Zu guter Letzt sei darauf hingewiesen, dass dem Buch eine Audio-CD beiliegt, auf der die Kurzform dreimal aufgesprochen ist: Der erste Durchlauf geht nur bis zum „Kreuz“ und enthält alle einzelnen Bewegungsphasen so wie im Buch. Hier kann man auch jedes „Bild“ einzeln anwählen und zum Üben wiederholen. Der zweite Durchlauf enthält die ganze Form in 30 Minuten mit sehr viel gesprochenem Begleittext. Der dritte Durchlauf enthält die ganze Form in 20 Minuten mit entsprechend weniger Text.
Diese CD unterstreicht wieder den Übungsbuch-Charakter, an den sich die ganz begabten Taiji-Spieler mit Erfolg halten können.
Daniel Grolle:
Tai Chi spielen – Ein Spielweg zu den Quellen der ursprünglichen Freiheit
Bacopa 3. Auflage 2015, geb., 304 Seiten, 39 EUR
ISBN 978-3-902735-72-0
Das umfangreiche Buch von Daniel Grolle zum Taijiquan nach Zheng Manqing ist letztes Jahr in der dritten Auflage erschienen. Nach wie vor ist es ein wegweisendes Buch über Taijiquan. Damals wie heute bestach es unter anderem durch die Ausführlichkeit: Viele Fotos aus verschiedenen Perspektiven, teilweise mit Doppelbelichtungen mit dem Bewegungsverlauf, zahlreiche kleine Übungen zu den einzelnen Figuren, Kommentare und Hinweise auf häufige Fehler ergänzen die Bewegungsbeschreibung. Wie ausführlich Daniel Grolle die einzelnen Figuren beschreibt, zeigt schon der Anfang, das Vorbereiten, dem alleine acht Seiten in dem großformatigen Buch gewidmet sind.
Daniel Grolle hat damals Pionierarbeit geleistet und macht es weiterhin. Der ersten Auflage lag eine Audio-CD bei, bei der zweiten gab es eine DVD und in der dritten wimmelt es von QR-Codes, die auf die Filme in Daniel Grolles YouTube-Kanal »Tai Chi lernen« verweisen, dessen Video-Clips im Übrigen auch ohne das Buch anzusehen sind. Die Clips zeigen jede Figur in Phasen und aus der Schülerperspektive. Auch viele der zusätzlichen Übungen sind so anzusehen.
Daniel Grolle ist eine sehr gut durchdachte und gut gemachte Kombination aus Buch und Video gelungen, mit der er wirklich Maßstäbe für ein Lehrbuch setzt.