Michael DeMarco / T. G. LaFredo (Hrsg.):
Cheng Man-ch´ing and T´ai-Chi – Echoes in the Hall of Happiness
Via Media 2015, engl., TB 196 Seiten
ISBN 978-1-893765-06-1
Michael DeMarco ist sicherlich vielen bekannt als Herausgeber des „Journal of Asian Martial Arts“. Diese hoch angesehene Zeitschrift zu den Kampfkünsten Asiens wurde nach über 20 Jahren leider vor einiger Zeit eingestellt. Michael DeMarco verwertet jetzt die rund 500 Artikel in seinem Archiv und hat angefangen, Artikelsammlungen zu bestimmten Themen zusammenzustellen.
Eine dieser Anthologien widmet sich Zheng Manqing (Cheng Man-ch´ing) und seinem Taijiquan. Zheng Manqing, ein Schüler von Yang Chengfu, emigrierte 1949 nach Taiwan und gründete dort seine erste Taiji-Schule. 1964 ging er nach New York und eröffnete auch dort eine Taiji-Schule, die auch „Hall of Happiness“ genannt wurde. Zheng Manqing war ein wichtiger Wegbereiter des Taijiquan im Westen. Seine Kurzform, die er bereits in China entwickelte, ist in Taiwan, Südostasien und im Westen weit verbreitet.
Die Zusammenstellung beginnt mit einem Artikel von Barbara Davis über das Leben von Zheng Manqing und seine Bedeutung für Taiwan. Darauf folgt ein Artikel von Nigel Sutton über das Taijiquan in Malaysia, in dem dieser einige fragwürdige Thesen aufstellt. Zheng Manqing war öfter in Malaysia und einer seiner Hauptschüler Huang Xingxian (Lehrer von Wee Kee Jin, Patrick Kelly und Lau Kung King, die regelmäßig in Europa waren und sind) ließ sich in den 60er Jahren dort nieder.
Diesem Artikel antwortet Robert W. Smith, der als einer der führenden Kenner des Taijiquan von Zheng Manqing gilt. Auch die nächsten drei Artikel stammen von ihm. Zuerst lässt er einige Zeitzeugen zu Wort kommen, die über ihre Erlebnisse mit Zheng Manqing berichten. Hier bekommt die Anthologie einen ersten persönlichen Touch.
Der dritte Beitrag von Robert Smith behandelt das Verhältnis von Zheng Manqing und seinem „Taiji-Bruder“ Chen Weiming. Hier erfahren die LeserInnen auch viel über die Zeit, in der beide bei Yang Chengfu gelernt haben. Im darauf folgenden Artikel wird es praktisch. Robert Smith schreibt über das Dalü, das Zheng Manqing so gerne übte. Neben den Beschreibungen der Bewegungen zeigt der Artikel Bilder von Robert Smith mit Ben Lo und Zheng Manqing mit Liang Tongcai, besser bekannt als T. T. Liang.
Dann folgen zwei Texte zu den beiden wichtigsten persönlichen Schülern von Zheng Manqing: Liu Xiheng, der dessen Schule in Taibei weiterführte, als Zeng Manqing nach New York übersiedelte, und Benjamin Lo, dem ersten Schüler von Zheng Manqing in Taiwan, der später auch in die USA ging, nach San Francisco. Anlässlich des Todes von Liu Xiheng 2009 stellte Russ Mason fünf persönliche Erinnerungen von seinen Weggefährten zusammen. Und Ben Lo spricht in einem Interview über die Geschichte, Theorie und Praxis des Taijiquan und über seine Erinnerungen an seinen Lehrer Zheng Manqing.
Abschließend fasst Russ Mason, ein Schüler von Robert Smith und Liu Xiheng, das Leben von Zheng Manqing zusammen und stellt auch dessen Memorial Hall in Zheng Manqings ehemaligem Wohnhaus in Taibei vor. Er beschreibt außerdem seine zahlreiche Aktivitäten in den anderen Künsten Kalligraphie, Poesie, Medizin und Malerei. So wird deutlich, dass sein Leben weit mehr beinhaltete als „nur“ Taijiquan.
Fazit: Diese Anthologie zeigt ein vielfältiges Bild von der Persönlichkeit Zheng Manqings und seinem Taijiquan. Sicherlich ist sie sehr interessant für alle, die in seiner Tradition Taijiquan üben und mehr über Zheng Manqing erfahren möchten. Aber auch für alle anderen, die mehr über die neuere Entwicklung des Taijiquan, gerade im Westen, wissen möchten, bietet diese Anthologie viel Interessantes.