Chen Xin:
»The Illustrated Canon of Chen Family Taijiquan«
INBI Matrix 2007, 762 Seiten geb., engl., ca. 80 EUR,
ISBN 978-5-98687-008-5
Das älteste bekannte Taiji-Buch überhaupt, das »Chen Shi Taijiquan Tushuo« von Chen Xin (1849 – 1929) ist erstmals ins Englische übersetzt worden. Alex Golstein hat diese schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe für INBI, einen in Russland beheimateten Verband, der der World Chen Xiaowang Taijiquan Association (WCTA) angehört, übernommen. Damit liegt nun endlich eine Ausgabe vor, die auch vielen Taiji-Interessierten im Westen zugänglich ist, ohne dass sie klassisches Chinesisch beherrschen müssten.
Chen Xin, ebenfalls bekannt unter dem Namen Chen Pinsan, war ein Vertreter der 16. Generation der Chen-Familie und er arbeitete über 14 Jahre an seinem Lebenswerk, das philosophische Hintergründe, praktische Hinweise und detaillierte Anweisungen und Erläuterungen zu den Figuren der ersten Form im kleinen Rahmen enthält. Die Tiefe an Wissen und Verständnis über die Vorgänge auf körperlicher, energetischer und spiritueller Ebene sowie über die Zusammenhänge zwischen Taijiquan und chinesischer Philosophie, insbesondere dem Yijing, die hier offenbar wird, ist kaum zu ermessen und für die meisten Taiji-Praktizierenden sicher kaum nachvollziehbar. Es ist ausgesprochen faszinierend, wie hintergründig und detailliert die alten Meister die Bewegungen mit jeweiligen Energieverläufen ausgearbeitet haben.
Das Buch besteht aus der Einführung in Theorie und Philosophie sowie den in drei Teile gegliederten Erläuterungen zur Form. Die Einführung umfasst sehr viele Graphiken, angefangen beim Wuji-Kreis über numerologische Karten, verschiedene Darstellungen zu den acht Trigrammen und den 64 Hexagrammen und ihren Beziehungen untereinander, Illustrierungen zum Wandel des Qi im Laufe des Jahres, eines Monats, eines Tages, unterschiedliche Darstellungen des Taiji-Konzepts, Diagramme zur Energiebewegung im Taijiquan bis hin zu Abbildungen der Hauptmeridiane. Alle sind mit Erklärungen versehen, gleichwohl wird sich ihre Bedeutung sicherlich nicht allen LeserInnen vollständig erschließen.
Auch die Erläuterungen zur Form sind natürlich nicht für AnfängerInnen gedacht oder etwa als Ersatz für eine Lehrkraft, sondern bauen auf bereits vorhandenen Fähigkeiten auf. Andererseits ist die Herangehensweise auch für Taiji-Praktizierende anderer Formen interessant.
Wer Taijiquan in seiner Tiefe erkunden und vor allem auch seine historische Entwicklung verstehen will, findet hier einen wertvollen Schatz – ihn zu heben erfordert einen geduldigen Forschergeist.