Dr. Martin Bödicker:
Das Tai Chi-Klassiker Lesebuch
Dr. Martin Boedicker 2013, 115 Seiten TB, EUR 9,80
ISBN 978-3-9810407-2-2
Im dritten Band seiner Reihe »Schätze der chinesischen Kultur« versorgt Dr. Martin Bödicker die deutschsprachigen Taiji-Praktizierenden dankenswerterweise mit einem weiteren Grundlagenwerk. Nach zwei philosophischen Lesebüchern, in denen er – zusammen mit seiner verstorbenen Ehefrau Freya Bödicker – wesentliche Texte von verschiedenen chinesischen Philosophen mit Bezug zum Taijiquan übersetzt und kommentiert hat, sind im neuen Band klassische Texte direkt aus den Taiji-Traditionen zusammengestellt. Neben den allgemein als »Klassiker« bezeichneten Schriften, deren Ursprung bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnte, beinhaltet das kompakte Werk je ein Kapitel mit klassischen Texten der Wu-Li-Familie, der Yang-Familie, mit einem Text von Chen Xin sowie ein Kapitel mit drei Texten zu den 13 Grundbewegungen.
Die Texte sind von Martin Bödicker, der als Ostasienwissenschaftler und langjährig Taiji-Praktizierender über den notwendigen Hintergrund verfügt, aus dem Chinesischen übersetzt worden, genauere Angaben zu den Quellen macht er dabei nicht. Die einzelnen Texte lässt er unkommentiert, statt dessen gibt es zwischendurch Abschnitte, in denen er zentrale Begriffe wie Yin und Yang, Yao, Qi, Jin, Xin und Yi erläutert oder auf Besonderheiten eines Textes, der Übersetzung oder den kulturellen Kontext eingeht.
Ich freue mich sehr, dass hier auf Deutsch die wichtigsten Urtexte des Taijiquan zu finden sind in einem handlichen Buch, das sich ausschließlich auf diese theoretischen Grundlagen konzentriert, und das in übersichtlicher Form und sogar zu einem sehr günstigen Preis. Natürlich ist jede Übersetzung gerade aus dem Chinesischen geprägt vom Verständnis des Autors, der in diesem Fall in der Wu-Tradition des Taijiquan steht. Und auch eine deutsche Übersetzung bleibt an vielen Stellen unklar und erschließt sich in ihrer Bedeutung erst im Verlauf des eigenen jahrelangen Übens und im Kontakt mit kompetenten LehrerInnen. Aber dieses Werk, dem man in seiner schlichten Aufmachung die immense Arbeit, die dahintersteht, auf den ersten Blick gar nicht ansieht, ist eine große Hilfe für alle Taiji-Praktizierenden, die zu einem tieferen Verständnis des Taijiquan vordringen wollen. Ohne die häufig üblichen Fußnoten und Anmerkungen und mit den begleitenden Erläuterungen ist es für alle geeignet, die noch relativ am Anfang ihres Taiji-Weges stehen, aber auch viele erfahrenere Übende und Lehrende werden unter den 29 klassischen Texten noch einiges entdecken können.