Freya und Martin Bödicker (Hrsg./Übersetzer)
Philosophisches Lesebuch zum Tai Chi Chuan I
Boedicker 2005, 97 Seiten PB, 8,80 EUR, 14,- SFR
ISBN 3-9810407-0-8
Taijiquan lebt durch seine Philosophie. Taijiquan als Kampfkunst, Gesundheitspflege oder auch als spirituelle Übung – der zugrunde liegende geistige Hintergrund ist der Kern der daraus entstehenden körperlich/geistigen Ausdrucksweise. Viele Menschen fragen mich, was man denn zum Taijiquan als entsprechende geistige Begleitlektüre lesen sollte. Bisher überlegte ich und sagte meist zur Überforderung meiner Schüler: »Vielleicht Laozi oder Zhuangzi. Und natürlich Sunzi, vielleicht auch ein bisschen Konfuzius oder die alten Klassiker zur inneren Energiearbeit.« Aber kaum jemand wollte sich gleich eine neue Bibliothek zulegen, nur um etwas über die geistigen Wurzeln des Taijiquan zu erfahren.
Nun aber ist die Lösung griffbereit: Mit dem neuen Werk von Freya und Martin Bödicker ist meine Antwort ganz einfach geworden. Denn das »Philosophische Lesebuch zum Tai Chi Chuan« besteht aus gesammelten Kernsätzen aller wichtigen geistigen Urväter des Taijiquan und der chinesischen Kultur im Allgemeinen. Noch dazu sind die einzelnen Texte gerade in Bezug zum Taijiquan ausgewählt worden. Mit kurzen Einführungen über den jeweilig zitierten Meister und die Verbindung zum Taijiquan sind die meist in Versform gehaltenen Überlieferungen übersichtlich dargestellt. Lob auch an die Übersetzungsarbeit, die hier vom Herausgeberpaar selbst geleistet worden ist. Immer wiederkehrende Begriffe wurden trotz verschiedener Epochen und Autoren konform entsprechend des Taijiquan-Vokabulars übersetzt, um den LeserInnen die Vergleiche zum Taijiquan zu erleichtern.
Es ist ein kleines, eher schlicht aufgemachtes Büchlein, das selbstverständlich nur einen ersten Einblick in das Werk der jeweiligen Denker und Mystiker gewährt. Aber genau dies ist auch die Absicht. Während sich AnfängerInnen vielleicht noch ein bisschen mehr Kommentierung zu den Texten in Bezug auf das Taijiquan wünschen, so freut es mich doch, dass zugunsten der Übersichtlichkeit und der Idee der Schlichtheit und des »kleinen Büchleins« hierauf verzichtet wurde. Man verfängt sich nicht in ausladenden Exkursen oder wissenschaftlich kodierten Ausschweifungen oder gar Meinungen. Dieses Buch ist ein Anfang, der es allen möglich macht, sich einen Eindruck von dieser Thematik zu verschaffen, um sich bei gegebener Neigung entsprechend gezielt mit der eigentlichen Literatur der Weisen des Ostens vertraut zu machen.
Dieses als Beginn einer Serie gedachte Buch ist eine sinnvolle Geschenkidee nicht nur für Taiji-Praktizierende. Zu meiner großen Freude ist es stilneutral und von der persönlichen Unterrichtstätigkeit der Herausgeber unabhängig gehalten. Kurz: Empfehlenswert!