Jürgen Licht (Hrsg.)
Die sieben Schätze des Taijiquan
Klassische Schriften des Taijiquan in bibliophiler Aufmachung
Eigenverlag 2001, bibliophile Edition in limitierter Auflage mit Leporello-Bindung, DM 75,00
Dieses Buch von Jürgen Licht, dem bekannten Übersetzer von Taiji-Literatur, ist kein besonderes, sondern ein einmaliges. Es enthält fünf klassische Schriften – »Das Lied vom Händeschlagen«, Wang Zongyues »Klassische Schrift zu Taijiquan«, »Abhandlung zu Taijiquan«, »Lied von den Dreizehn Stellungen« und die »Erläuterung des Bewusstseins beim Ausführen der Dreizehn Stellungen« – sowie das »Lied von Grundlage und Anwendung« von Zheng Manqing und eine Parabel von Jürgen Licht. Die Einführung schrieb Wolfe Lowenthal, ein Assistent von Zheng Manqing, der zwei Bücher über dessen New Yorker Lehrzeit veröffentlichte. Ergänzt wird es durch das Vorwort des Herausgebers und ein ausführliches Glossar.
Die Einzigartigkeit besteht jedoch in der Verbindung von Inhalt und Form. Gebunden ist dieses Werk mit der seltenen Leporello-Bindung. Es ist keine »normale« Bindung mit einem Buchrücken, sondern ein einseitig bedrucktes langes Blatt aus festem Papier wurde ziehharmonika-artig zu 63 Seiten gefaltet und an jedem Ende mit einem festen Buchdeckel verbunden. Das Lesen wird zu einem sinnlichen Erlebnis. Es beginnt damit, das Buch aus seinem Schuber zu holen und vorsichtig mit beiden Händen zu öffnen. Auch das Umblättern, bei dem man das Buch wie eine Ziehharmonika in die Breite ziehen kann, ist ein Ereignis mit eigener Qualität. Die Auswahl des Papiers sowie der Satz und die Schrift zeugen ebenfalls von der Sorgfalt, mit der Jürgen Licht dieses Buch entwickelt hat.
Die Grundlage der Übersetzung der klassischen Schriften ist im Wesentlichen die Fassung, die 1988 in dem von ihm übersetzten Buch »Cheng Man-ch´ing: Ausgewählte Schriften zu T´ai Chi Ch´uan« veröffentlicht wurde. Aufgrund seines jetzigen Übungs- und Erfahrungsstandes liest er inzwischen manches anders. Dabei versuchte Jürgen Licht so nahe wie möglich an seiner Vorlage zu bleiben, der Fassung der klassischen Texte, wie sie in Chan Yanlins »Sammlung zu Taijiquan, Säbel, Schwert, Stab und Sanshou« erschienen ist (Shanghai 1943). In seinem Vorwort räumt er ein, dass auch die vorliegende Fassung »nicht frei von interpretierenden Formulierungen sein kann« – eine Tatsache, die auf Übersetzungen eigentlich immer zutrifft. Ich empfinde die Übersetzungen als einfach und klar und sie geben mir Spielraum für mein eigenes Verständnis.
Dieses Werk spiegelt in seiner gesamten Erscheinung die Liebe und Sorgfalt wider, die der Herausgeber dem Taijiquan entgegenbringt. Es ist etwas Einzigartiges, in diesem Buch zu studieren. Die klassischen Schriften des Taijiquan sind ein Schatz für alle ernsthaft Taiji-Übenden. Jürgen Licht ist es nun gelungen, diesem Schatz einen würdigen Rahmen zu geben.