Chen Wei Ming
Taiji Sword and other Writings –
translated by Barbara Davies
North Atlantic Books 2000, englisch, 94 Seiten geb.
Chen Wei Ming dürfte den meisten bekannt sein als Autor des Buches „Tai Chi Ta Wen“, einem modernen Klassiker der Taijiquan-Literatur. Der Schüler von Yang Chengfu schrieb insgesamt drei Bücher im Auftrag seines Lehrers, dessen Bestreben es war, Taijiquan zu Beginn des letzten Jahrhunderts in der Öffentlichkeit bekannter zu machen: Neben dem erwähnten und dem uns vorliegenden Buch wurde Chen als Autor von „The Art of Taijiquan“ (Taijiquan shu, 1925) bekannt.
„Taiji Sword and other writings“ widmet sich mit Texten und Fotos der Taiji-Schwertform, wie sie Chen von seinem Lehrer Yang Chengfu gelernt hat. Der Text ist fast durchgehend eine reine Beschreibung der Bewegungen der einzelnen Figuren der Schwertform und diente wohl ursprünglich den SchülerInnen als Erinnerung. Wir wissen nur zu gut, dass auch umfangreichere Texte und detaillierte Zeichnungen und Fotos einen Lehrer nicht ersetzen können, und somit gibt der vorliegende Text auch rein technisch keine neuen Aufschlüsse über die Form.
Sehr interessant wird das Buch aber im Hinblick auf die Entwicklung der Schwertform in den letzten 75 Jahren. Anhand der Fotos lässt sich erahnen, dass es sich zur Zeit von Chen Wei Ming noch um eine reine Kampfkunst handelte. Die Figuren weisen sehr viel tiefere Stände und ausladendere Bewegungen auf als die Form, die heute beispielsweise von Yang Zhenduo praktiziert wird. Damit hat dieses Buch mehr einen historischen Wert und gibt Interessierten Aufschlüsse über und Einblicke in die Entwicklung dieser Bewegungskunst.
Im zweiten Teil des Buches widmet sich der Autor verschiedensten Geschichten, die ihm über unterschiedliche Mitglieder der Yang-Familie zu Ohren gekommen sind. Das ist leichte Lektüre, manchmal etwas unglaubwürdig, unterstützt aber den Status des Buches als historisches Dokument, das das Verständnis vom Taijiquan und seiner Schwertform erweitert. Es ist also nicht zu vergleichen mit der Fülle an Inhalt von „Tai Chi Ta Wen“, für seinen recht humanen Preis aber auf jeden Fall eine Bestellung wert.