TQJ 01/2001

Rezensent:
Helmut Oberlack

Andy Susanto, Lilo Ambach
Ba Duan Jin – vital und gesund durch Qigong

Video, digital media design 2000, 120 Minuten

Das Video von Andy Susanto und Lilo Ambach gehört sicherlich zu den besseren Lehrvideos, die auf dem Markt sind. Es ist professionell gemacht und richtet sich sowohl an AnfängerInnen als auch an Fortgeschrittene beziehungsweise Lehrende. Das Ba Duan Jin, das hier gezeigt und gelehrt wird, ist der sogenannten »nördlichen Schule« zuzurechnen, die bei uns relativ unbekannt ist. Im Gegensatz zu den hier verbreiteten Variationen der Acht Brokatübungen sind die Bewegungen umfangreicher und anspruchsvoller – so wird beispielsweise sehr oft in der Reiterstellung gestanden. Auch gibt es eine andere Übungsfolge.

Der Aufbau des Videos ist einfach und klar: Andy Susanto (Cai Yi Shuan), der das Ba Duan Jin in Familientradition gelernt hat, und seine Schülerin Lilo Ambach wechseln sich in der Moderation ab. Die Übungen werden überwiegend von Andy Susanto vorgeführt und von Lilo Ambach kommentiert. Nach einer kurzen Einführung werden die einzelnen Bewegung ausführlich gezeigt und erläutert mit kurzen allgemeinen Erklärungen zwischendrin.

Zu Beginn steht eine allgemeine Einführung in Qigong mit einigen Erklärungen zum Ba Duan Jin. Diese ist recht kurz und bringt für Fortgeschrittene sicherlich nichts wesentlich Neues. Es folgen Erklärungen zur grundlegenden Körperhaltung, die meines Erachtens zu wenig ausführlich sind. Insbesondere werden so sensible Bereiche wie Fußstellung und Haltung der Wirbelsäule thematisiert, ohne dass AnfängerInnen damit wenig anfangen könnten. Die Formulierung »Die ganze Sohle berührt den Boden« ist sogar missverständlich, denn eine genaue Befolgung dieser Anweisung würde unvermeidlich Fehlhaltungen zur Folge haben. Und über die Haltung der Wirbelsäule erfährt man nicht viel mehr, als dass sie eine gerade Drachenlinie bilden soll.

Die nun folgende Aufwärmübung mit einem Stab steht hilflos im Raum. Sie erweckt einerseits den Eindruck, dass sie wichtig sei, andererseits wird sie nur kurz von Andy Susanto gezeigt und es wird nicht zum Nachmachen aufgefordert.

Der Hauptteil, die acht Bewegungen im Einzelnen, ist deutlich besser aufgearbeitet und bildet die Stärke dieses Videos. Jede Übung wird in vier Teilen gezeigt und unter verschiedenen Aspekten kommentiert: 1. reine Demonstration, 2. Lehrteil für die körperliche Bewegung, 3. Lehrteil für die Atemweise und 4. Lehrteil für die Lenkung des Qi. Dieser Aufbau ermöglicht es, dass sowohl AnfängerInnen als auch Fortgeschrittene mit dem Video üben können. AnfängerInnen sollen nur mit dem ersten Lehrteil arbeiten. Fortgeschrittene nehmen die Atmung dazu und auch der letzte Teil (Qi-Fluss) birgt interessante Hinweise, auch wenn man eine andere Variation des Ba Duan Jin übt, beispielsweise die Einbindung des großen Himmlischen Kreislaufes in die Übung »Die Fäuste ballen und mit den Augen funkeln«. Für AnfängerInnen sind solche Erklärungen natürlich zu viel. Die Hinweise auf die gesundheitliche Wirkung der Übungen sind hingegen auf AnfängerInnen zugeschnitten, Fortgeschrittene sollten hier keine Neuigkeiten erwarten.

Zwischen den einzelnen Übungen gibt es kurze Unterbrechungen, in denen Andy Susanto und Lilo Ambach allgemeine Hinweise zum Üben geben. Erfreulich sind die mehrfachen Aufforderungen nicht zu übertreiben (insbesondere die Tiefe und Dauer der Reiterstände) und den gezeigten Atemrhythmus nicht zwanghaft zu übernehmen, sondern auf den eigenen zu achten. Manche Aufmunterung wie »Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt« oder »In der Ruhe liegt die Kraft« klingt jedoch recht platt.

Viele werden die Möglichkeit begrüßen, die Erläuterungen auszuschalten und nur zu der leisen Hintergrundmusik zu üben, sofern man über einen Hi-Fi-Videorecorder verfügt.

Alles in allem ist dieses Video eine gelungene Produktion, die natürlich keinen guten persönlichen Unterricht ersetzen kann. Dennoch, wenn man von einem Video lernen möchte, dann sollte es wenigstens die Qualität des Videos von Andy Susanto und Lilo Ambach haben. Daran tun auch das etwas abrupte Ende und die manchmal etwas störenden Nachregulierungen der Beleuchtung keinen Abbruch.