TQJ 04/2014

Rezensent:
Helmut Oberlack

Joachim Stuhlmacher:
Die 8 Brokate

Lotus Press 2008/2012, 2 DVDs, 210 min/170 min

Diese beiden DVDs von Joachim Stuhlmacher über die „Acht Schatzstücke“, wie die Acht Brokatübungen auch heißen, werden dem Namen der Übung durchaus gerecht, denn sie haben was von Schatzstücken. Ich kenne keine DVD, die diese weit verbreitete Qigong-Reihe so ausführlich behandelt.
Die erste DVD ist die „Grundschule“, wie es Joachim Stuhlmacher nennt. Der erste Teil, die Einführung in die Acht Brokate, ist mit 45 Minuten schon so lang wie andere Qigong-DVDs überhaupt. Hierbei geht der Autor nicht nur auf die Geschichte und den Namen der Acht Brokate ein, sondern gibt auch Hinweise auf die richtige Einstellung, mit der Qigong geübt werden soll, wie entspannt, sich nicht unter Druck setzen, die eigenen Grenzen kennenlernen und respektieren und die Notwendigkeit des regelmäßigen Übens.
Und er bespricht auch die drei Schätze Jing, Qi und Shen, auf die er im weiteren Verlauf der beiden DVDs immer wieder zurückkommt.
Für den anschließenden „Workshop“ nimmt sich Joachim Stuhlmacher über zwei Stunden Zeit, die Übungsreihe inklusive Körperhaltung und Stände in aller Ausführlichkeit mit Hilfe einer Schülerin, die die Bewegungen ausführt, darzustellen. Dabei geht er nicht nur auf die äußerlichen Bewegungen und auf die Bedeutung des Namens ein, sondern auch auf die energetischen Abläufe und die damit verbundene Aktivität des Geistes, die den entscheidenden Unterschied zu einer Gymnastik ausmachen.
Der letzte Teil der ersten DVD, bei dem man die Acht Brokate dann mitmachen soll, ist mit rund 35 Minuten der kürzeste. Joachim Stuhlmacher leitet die Übungsfolge an, die von seiner Schülerin gezeigt wird.
Die zweite DVD ist gedacht als Vertiefung der ersten. Die Basis dieser Vertiefung sind wieder Jing, Qi und Shen, auf die er gleich zu Beginn wieder eingeht. Dann folgt die Vorstellung der acht Wundergefäße, der außerordentlichen Meridiane, die bei den Acht Brokaten ja besonders angesprochen werden. Dieser Teil ist mit rund 20 Minuten vergleichsweise kurz ausgefallen, allerdings beschränkt der Autor die Darstellung der Wundergefäße auf das, was für die Übungspraxis von Bedeutung ist, unter anderem werden die Öffnungspunkte, die auf den zwölf Organleitbahnen liegen, gezeigt.
In dem anschließenden „Workshop“, mit über einer Stunde wieder recht ausführlich, zeigt Joachim Stuhlmacher wieder die einzelnen Übungen, allerdings in einer anderen Reihenfolge und einer Variation des Bewegungsablaufes. Auch hier zeigt eine Schülerin von ihm die Bewegungen, während er erklärt und gelegentlich die Bewegungen korrigiert. Hin und wieder zeigt er auch selbst die Bewegungen. Und er zeigt bei den einzelnen Übungen noch mal die Öffnungspunkte der Wundermeridiane, die nun mit in der Aufmerksamkeit sein sollen.
Interressant sind auch die beiden Boni am Ende der DVD. In einem gibt der Autor anhand einer Brokatübung eine komprimierte Zusammenfassung der Übungsessenz und in der anderen stellt er (relativ kurz) die drei Regulationen von Geist, Qi und Körper vor.
Die DVDs erinnerten mich an einen Workshop mit ihm, ich hatte Joachim Stuhlmacher schon mal bei den Qigong-Tagen erlebt. Er redet frei vor der Kamera in seiner speziellen ruhigen, unaufgeregten, manchmal auch als „pastoral“ charakterisierten Art und erzählt aus seinem enormen Wissen. Was mir gut gefällt, ist seine Betonung der persönlichen Entwicklung. Wichtig ist die Basis, die Grundschule: das regelmäßige, jahrelange Üben. Und das Respektieren der eigenen Grenzen. So erwähnt er zum Beispiel mehrmals, dass es nicht wichtig sei, wie hoch der Arm geführt wird, sondern die gemeinsame Aktivität von Körper, Qi und Geist. Wenn man sich die beiden DVDs direkt hintereinander ansieht, fallen einem die vielen Wiederholungen auf. Aber da ich denke, dass es besser ist, sich die einzelnen Teile in Ruhe anzusehen und erstmal zu „verdauen“, macht es Sinn, wenn Wesentliches mehrmals erwähnt wird.
Fazit: Ich finde die beiden DVDs super gemacht: viel Ruhe, viel Wissen, sinnvolle Kameraführung mit mehreren Perspektiven und gutes Konzept. Allerdings kann ich auch Joachim Stuhlmachers Art zu erzählen gut haben, was vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Einige Kleinigkeiten wie der manchmal schwankende Ton und die für eine DVD unvorteilhafte Kleidung einer Schülerin fallen nicht ins Gewicht.