TQJ 01/2017

Rezensent:
Markus Maria Wagner

Alfonso Losa:
Ein starker Rücken mit Functional Qi Gong

Studio: WVG Medien GmbH, 2016, 151 Minuten

Alfonso Losa, Schauspieler, Fitness-Trainer und Qigong-Lehrer, hatte augenscheinlich die Idee, seine Kompetenzen zu bündeln. So entstand seine inzwischen zweite Qigong-DVD »Ein starker Rücken mit Functional Qigong«, in der er sein eigenes Programm, das, wie der Titel schon sagt, Functional Training mit Qigong zusammenbringen soll, auch selbst vorstellt.
Die DVD ist gegliedert in den Hauptteil »Workouts«, ein zusätzliches Kapitel »Kochen«, in dem der Ernährungsberater Losa unter anderem Rezepte für Smoothies, Porridge und Pasta nach der »5 Elemente-Ernährung« vorstellt, und schließlich die »Extras«. Im Hauptkapitel »Workouts« folgen auf das »Warm Up« drei (teilweise) verschiedene Workouts und zum Schluss eine »Wirbelsäulenlockerung«, jeweils einmal mit Erklärung und einmal nur mit Musik. Der Versuch einer Synthese von Qigong und Functional Training als dem »State of the Art« westlich-sportmedizinischer Trainingslehre ist an sich sehr zu begrüßen. Der vorliegende Versuch scheint mir aber in mehrerlei Hinsicht verbesserungsfähig.
Bei den »Erklärungen« handelt es sich ausschließlich um Übungsanweisungen. Solche sind natürlich unverzichtbar, aber dass hier keinerlei detaillierte Informationen über das Konzept und die Verbindungspunkte der jeweiligen östlichen und westlichen Trainingsprinzipien gegeben werden, ist schon ein ziemlicher Wermutstropfen. Das Gesamtkonzept bleibt undurchsichtig und damit auch unüberprüfbar – wir müssen uns blind auf die Behauptungen Alfonso Losas verlassen. Hierzu gehört auch, dass an keiner Stelle darauf eingegangen wird, aus welchen Zusammenhängen die Qigong-Übungen stammen beziehungsweise aus welchen Qigong-Übungen die gezeigten Übungen entwickelt wurden.
Die Vermutung, dass es sich größtenteils um Übungsgut aus den modernen standardisierten Übungsreihen Yijinjing und Baduanjin der Chinese Health Qigong Association, aus dem Shibashi sowie bei der Wirbelsäulenlockerung um eine Variante des Chanmigong handelt, wird durch eine kurze Recherche bestätigt. Alfonso Losa nennt »den Zen Mönch Dokuho« als seinen Lehrer. Auch wenn Dokuho Josef Meindl (München) in einer Zen-Linie ordiniert ist, entspricht er nicht den mit »Zen-Mönch« verbundenen Assoziationen.
Die in der DVD gegebenen Übungsanleitungen selbst sind im Großen und Ganzen stimmig bis auf zwei – allerdings wichtige – Details: Erstens fordert Alfonso Losa auf, beim tiefen Stehen den Po nach hinten rauszustrecken; das ist ein Übungsprinzip, das im Muskelaufbautraining tatsächlich angeraten ist, im Qigong aber dem grundlegenden Prinzip »Öffnung des Mingmen« (durch Hängenlassen der Lendenwirbelsäule) widerspricht. Zweitens gibt er wiederholt die Anweisung, während des Übens immer die Bauchspannung aufrechtzuerhalten, indem man den Bauchnabel zur Wirbelsäule zurückzieht. Auch diese Anweisung, die zwar für ein Training der Core-Muskulatur sinnvoll ist, darf man nicht einfach so auf das Qigong übertragen, ohne gegen grundlegende Prinzipien zu verstoßen.
Der erfreulichste Teil der DVD ist für mich die kurze Meditationsanleitung in den Extras. Unprätentiös und bodenständig führt Alfonso Losa durch eine einfache Sitzmeditation und konzentriert sich dabei auf das Wesentliche. Für den Hauptteil »Functional Qigong« gilt allerdings: Man hätte aus dem interessanten Thema mehr rausholen können.