TQJ 04/2001

Rezensent:
Helmut Oberlack

Kenneth Cohen
Qi Gong –
Ein Übungsprogramm aus China für Fitness und Gesundheit

Video, Hans-Nietsch-Verlag 2000, ca. 80 Minuten

Kenneth Cohen ist Autor des recht erfolgreichen Buches „Qigong – Grundlagen, Methoden, Anwendungen“, erschienen bei Krüger, und da liegt es ja nahe, auch ein Video zu machen, das letztes Jahr in der deutschen Fassung erschienen ist. Dem Untertitel nach richtet es sich an Qigong-Neulinge. Dieser Eindruck wird durch die recht oberflächliche Erklärung, was Qigong sei und dass es auf den Daoismus zurückgehen soll, zu Beginn des Videos verstärkt.

Für dieses Video hat Kenneth Cohen ein Set von Übungen zusammengestellt, das er in vier Teile untergliedert – unglücklicherweise stehen im Begleitbüchlein fünf Teile, was bei AnfängerInnen vielleicht zur Verwirrung beitragen kann. Diese Teile sind
1. Aufwärmen: meditative Atmung und Ganzkörperatmung
2. Qi reinigen: Knochmarksreinigung und Heilende Laute
3. Qi aufladen und zirkulieren: Zhan Zhuang und eine Gehmeditation
4. Selbstmassage: Dantian reiben und Nieren reiben.

Bevor er zu den einzelnen Übungen kommt, bespricht Kenneth Cohen die Grundlagen des Standes und der Bauchatmung. Das erfolgt ruhig, sachlich und immer wieder streut er Bilder ein, um die Haltung anschaulich zu machen.
Bei den folgenden Übungen überzeugt Kenneth Cohen nicht durch seine ruhigen, schönen und klaren Bewegungen, sondern auch die Art, wie er erklärt und auf wichtige Punkte hinweist. Nun haben wir es hier mit der deutschen Fassung zu tun und glücklicherweise wurde ein Sprecher ausgewählt, der wirklich gut sprechen kann. So werden auch ausführliche Erklärungen wie etwa zum Stand bei der Stehmeditation Zhan Zhuang – trotz der Menge an Informationen in relativ kurzer Zeit – gut nachvollziehbar. Leider ist die Synchronisation nicht sonderlich gut, was allerdings nur bei Nahaufnahmen von Kenneth‘ Gesicht störend wirkt.

Interessant fand ich seine Version der Heilenden Laute, die mit relativ viel körperlicher Bewegung ausgeführt wird und mit Namen versehen ist: „Löwengebrüll“ (Lunge), „Der Drache kommt aus dem Meer“ (Herz), „Qi für die Milz“, „Der Affe“ (Leber), „Der Bär“ (Nieren) und „Gifte ausstoßen“. Zudem streut er eine kleine Atemübung zwischen den einzelnen Übungen ein. Ungewöhnlich ist auch die sehr unterschiedliche Anzahl der Ausführungen zwischen ein und neun Mal.

Trotz der guten Erklärungen und des guten Vorbildes ist meines Erachtens dieses Video für AnfängerInnen zu anspruchsvoll. Zudem halte ich es nicht für sinnvoll – wenn nicht sogar für gefährlich –, die drei großen Übungen dieses Sets Knochenmarksreinigung, die Heilenden Laute und Zhan Zhuang ohne LehrerIn zu vermitteln. Ich denke, dieses Video ist für bereits länger Praktizierende interessant, um einen Eindruck von der Arbeitsweise eines recht bekannten Autoren zu erhalten und Anregungen für ihre eigene Praxis zu bekommen. Und da stört es auch nicht, wenn man zum wiederholten Male erfährt, dass Qigong auf den Daoismus zurückgehen soll.