Klemens Speer:
Taijiquan und Qigong. Von der Quelle zum Meer
Lotus Press 2016, 219 Seiten, TB, € 16,80
ISBN 9783945430682
Mit diesem Band hat Klemens Speer seine Reihe von fünf Büchern zu den Grundlagen für sein Lehrsystem »der sitzenden und bewegten Meditation mit den Schwerpunkten Zen, Taijiquan und Qigong« abgeschlossen. Er nennt diese Reihe auch »Die fünf Bücher des DAO«, wohlwissend, dass dies sehr pathetisch wirken kann. Für ihn kommen durch die Fünf die fünf Wandlungsphasen zum Ausdruck, denn in den Wandlungsphasen zeigt sich ein Entwicklungsprozess, ein zentraler Aspekt aller fünf Bücher.
Die anderen vier Bücher sind: Zen und Kontemplation – Sitzen in Stille als geistiger Übungsweg, Taijiquan und Qigong – Meditation in Bewegung als Übungs- und Lebensweg (s. Rezension in TQJ 3/2015), Taijiquan und Qigong – Jeder Schritt im Dao zeigt den Sinn (s. Rezension in TQJ 4/2016) und Spiritualität – Die Übungswege als Motor der Entwicklung. Im fünften Buch legt Klemens Speer den Fokus auf das Lehren. Er bespricht, welche eigenen Voraussetzungen ein*e »Weg-Lehrer*in« haben sollte, wie er/ sie weiter an der eigenen Entwicklung arbeiten kann und wie die eigenen Erfahrungen an andere in der Begleitung ihrer Entwicklung weitergegeben werden können.
Im ersten Teil des Buches geht er auf wesentliche Fragen ein, die für das Üben und Unterrichten eines spirituellen Lebensweges wichtig sind. Im zweiten Teil beschäftigt er sich noch einmal mit den Entwicklungsstufen beziehungsweise -zuständen, die er bereits in seinem dritten Buch thematisiert hat. Hier vergleicht er die Entwicklungsstufen nach Zheng Manqing, Wee Kee Jin, Chiang Tao Chi/ Petra Kobayashi, Chen Xiaowang, Mantak Chia und Li Zhichang mit den vier Entwicklungszuständen nach Ken Wilber. Im dritten Teil steht wieder Ken Wilber mit seiner transpersonalen Psychologie und deren Übertragung auf Taijiquan und Qigong im Mittelpunkt. Dabei geht Klemens Speer unter anderem auch auf die daoistische »Wasser-Methode« und die aus Indien stammende »Feuer-Methode« ein. Spätestens hier wird es für Leser*innen, die nicht mit Ken Wilber vertraut sind, schwierig, seinen Gedanken zu folgen, aber unmöglich wird es nicht. Der vierte Teil beschäftigt sich mit dem Umgang mit inneren Erfahrungen, der fünfte mit Beurteilungskriterien und Qualitätsstandards für Unterrichtende. Danach klingt das Buch langsam aus. Es folgen noch ein interessantes Gespräch mit Manfred Folkers über die spirituelle Dimension von Taijiquan und Qigong, das die beiden beim Kongress »Endlich Ruhe« 2011 geführt haben. Das letzte Kapitel ist eine kurze Geschichte des Deutschen Dachverbands für Qigong und Taijiquan, für den Klemens Speer sich immer wieder engagiert einsetzt. Im Anhang stellt der Autor sein Ausbil- dungskonzept für »T ́ai Chi Ch ́uan und meditative Energiearbeit« vor.
Klemens Speer gibt auch in diesem Buch eine Vielzahl von Anregungen für alle, die an dem spirituellen Aspekt unserer Künste interessiert sind. Manchmal habe ich mir eine klarere Linie gewünscht, die die Vielzahl seiner Überlegungen strukturiert. Aber vielleicht kommen so die Leser*innen eher zu eigenen Gedanken, wenn nicht alles strikt vorgegeben wird. Kenntnisse über Ken Wilber und aus den anderen vier Büchern sind sicherlich sehr hilfreich für das Verständnis, aber nicht zwingend notwendig. Es ist kein leicht zu lesendes Buch, aber das ist ja bei dem Thema auch nicht zu erwarten. In jedem Fall gebühren Klemens Speer großer Dank und Anerkennung, dass er sich so engagiert für den spirituellen Aspekt von Taijiquan und Qigong einsetzt, denn dieser wird ja leider oft vernachlässigt.