Klemens J. P. Speer:
Taijiquan und Qigong. Meditation in Bewegung als Übungs- und Lebensweg
Lotus Press 2014, 160 Seiten, 16,80 EUR
ISBN 978-3-945430-00-2
Klemens Speer ist Lehrer und Ausbilder für Taijiquan, Qigong-Lehrer und Zen-Lehrer der Linie »Leere Wolke«. Bei Lotus Press erschien von ihm schon ein Buch über seine persönliche Nahtod-Erfahrung und parallel zu dem Taiji-Buch, das ich vorstellen möchte, auch eines über »Zen und Kontemplation«.
Seit über 25 Jahren ist er »auf dem Weg« und gehört zu denen, die sich insbesondere für die meditative Seite des Taijiquan interessieren – und für die spirituelle. In diesem Zusammenhang hat er in seinem Leben viel geforscht, hat sich mit der asiatischen Philosophie beschäftigt, aber auch nach Quellen im Westen gesucht, die solche »inneren Entwicklungswege« beschreiben und zugänglich machen können. Spürbar treibt ihn an, eine tragfähige Brücke zwischen östlichem und westlichem (auch christlich geprägtem) Denken zu finden – über die wir als Taiji- oder Qigong-Lernende sicher schreiten und unseren Weg finden können. Eine große Rolle spielt dabei die »Transpersonale Psychologie« von Ken Wilber, den er immer wieder zitiert.
Das Buch ist, darauf weist der Autor im Vorwort hin, ein Kompendium verschiedener Texte, die über Jahre entstanden sind. Dadurch ist es stilistisch (und in der Adressierung an mögliche LeserInnen) nicht immer konsistent, manches wiederholt sich auch. Andererseits ist es dadurch möglich, nach momentanem Interesse einzelne Artikel zu lesen, sich sozusagen durchs Inhaltsverzeichnis zu schmökern und hier und da mal hängen zu bleiben. Klemens Speer hat die Texte in folgende Kapitel eingeordnet: »Mein Weg zum Taiji«, »Taiji – Stille in Bewegung«, »Daoismus und der Ursprung des Taiji« »Taiji und Musik – Den richtigen Ton treffen«, »Das Feinstoffliche im Taiji«, »Äußere Welten im Taiji«, »Innere Welten im Taiji«, »Daoismus und Taiji im Westen«, »Wirkungen des Taiji«. Taiji wird dabei als Oberbegriff für Taijiquan und Qigong verwendet.
Gerahmt wird das Ganze von der Einleitung »Von der Welle getragen«, in der der Autor von einer persönlichen spirituellen Erfahrung der Qi-Wahrnehmung bei der Taiji-Praxis berichtet: »Das kosmische Qi«. Dies greift er im »Nachklang« noch einmal auf, in einer »Reflexion der Energiewelle«. Seiner Meinung nach ist das Bewusstmachen solcher Erlebnisse, ein reflektierender Austausch darüber, wesentlich, um das Erfahrene ganz integrieren zu können. Er äußert seine Verwunderung darüber, warum so wenige Lehrende darüber berichten, fragt sich, ob sie es zu banal finden oder sich scheuen, Worte für das zu suchen, was sich kaum in Worte fassen lässt. Denn er hält es für sehr wichtig, darüber zu berichten, um den eigenen Schülern und Schülerinnen eine Art Orientierung zu geben, wohin es gehen könnte.
Klemens Speer lässt uns sehr offen an seinen Gedankengängen und Erfahrungen teilhaben. So repräsentiert dies Buch für mich auch die Art, wie Taiji durch die hier langjährig Unterrichtenden immer mehr im Westen ankommt – auch durch Reflexion des eigenen kulturellen Hintergrunds und der eigenen Übeerfahrung.
Auf dem Cover des Buches finden wir nicht nur das Motto »Von der Welle getragen«, sondern auch eine Fußzeile, die sagt, für wen Klemens Speer sein Buch verfasst hat: Es ist »Ein Grundlagenbuch für Übende aller Stilrichtungen«. Dem kann ich zustimmen. Es enthält eine Fülle grundlegender Gedanken rund um unsere Übungswege, kann so Orientierung geben beim »Was, wie und warum?«, regt zum Nachdenken an und lädt zum Weiterüben ein.