TQJ 2/2017

Rezensent:
Georg Patzer

Jens Behrens (Hrsg.):
Dao der Kampfkunst. Ein gesunder Weg für Kinder und Erwachsene
Minerva 2015, 2. überarbeitete Auflage, 200 Seiten, € 19
ISBN 978-3-940149-01-5

„Auch die scheinbar unspektakulärste Qigong-Übung ist kontinuierlich zu steigern“, meint Jens Behrens, denn: „Auch das Qigong-Training unterliegt der sportwissenschaftlichen Frage nach dem Schwellenwert des Belastungsreizes“. Und daraus folgt: „Die Trainingsbelastung muss also in gewissen Zeitabständen gesteigert werden.“ Dass sich der Autor damit in eine langandauernde, durchaus kontroverse Diskussion um das Wie und Wie oft und Wie anstrengend bei Qigong begibt, weiß er selbst. Jens Behrens ist sehr anspruchsvoll: Für ihn ist wichtig, dass sich der Trainer auch sportwissenschaftlich auskennt und dass er, wenn er mit Kindern trainiert, auch eine solide pädagogische Grundlage hat – er verweist auf die Grundsätze von Maria Montessori, die schrieb: „Hilf mir, es selbst zu tun“. In seinem Buch „Dao der Kampfkunst“ stellt er einige beachtenswerte Grundsätze dazu auf, wie man mit Kindern umgehen sollte.

Ebenso schreibt er kurz und interessant über das Modell von Yin und Yang, über die Wandlungsphasen und die Ernährungslehre der chinesischen Medizin, über Taiji und Tradition, über seine Geschichte, über den Ablauf der 23er- und der 48er-Form und die Stellungen und Routinen des Tuishou, über die „Lernstufen des Taiji“, über die Wichtigkeit der Meditation, den kleinen Kreislauf, das Problem von Gewalt und Kampfkünsten (bis hin zum Selbstverteidigungsparagrafen) und das Problem, dass Lehrer wirklich gut sein sollten. Einige Erfahrungsberichte seiner Schüler ergänzen sehr schön den Übersichtsband.

Leider ist sein Buch, das seine Auffassung von Qigong und Taijiquan vorstellt und immer mal wieder darauf hinweist, dass er in Berlin eine eigene Schule hat, insgesamt zu knapp und damit zu oberflächlich, um wirklich einen intensiven Einblick in sein persönliches System zu bieten. Vieles reißt er nur an, gibt wenig praktische, wirklich nachvollziehbare Beispiele, bleibt theoretisch statt lebendig zu werden. Und das ist schade. Denn zwar gibt es ein paar Skurrilitäten wie seine Liste von Dingen, die man beim Qigong vermeiden sollte, wie „Schmerz in den Gelenken“ oder „Stressgefühle“, und als Tipp: „Übe nicht auf Friedhöfen“. Aber es ist doch genau zu spüren, dass er tief in die Materie eingedrungen ist und sich genau auskennt.