TQJ 3/2022

Rezensent:
Georg Patzer

Lutz-Michael Weiß/Heike Oelrich-Poracos:
Atmende Schritte. Guolin Qi Gong bei Krebs
BoD 2021, 214 S., TB, € 34,50, ISBN 978-3-7534416-0-3

Die Diagnose Krebs ist für viele ein Schock, obwohl an Herz-Kreislauf-Erkrankungen weitaus mehr Menschen sterben. Krebs scheint immer noch mit etwas Magischem verbunden zu sein, einem Schicksal, und mit Schuld. Zum Glück ist statistisch gesehen die Sterblichkeit in den letzten zwanzig Jahren stark zurückgegangen, mehr als die Hälfte aller Erkrankten überlebt. Dennoch stürzen sich viele auf Wunderheiler, suchen nach anderen Methoden, und manche erzählen von ihren Wunderheilungen. Lutz-Michael Weiß geht differenzierter vor, in seinem Buch (mit kleiner Ergänzung von Heike Oelrich-Poracos) betont er immer wieder, dass die westliche Medizin ihm sehr geholfen hat. Aber auch das Guolin Qigong, das er in all seinen Schritten sehr genau beschreibt.

Schritte ist der richtige Ausdruck dafür, denn Guolin Qigong, nach seiner Erfinderin, der chinesischen Malerin Guo Lin nach ihrem Tod 1983 so benannt, besteht erstmal hauptsächlich aus zwei Elementen, Gehen und Atmen. Sie praktizierte die Windatmung, bei der in der Regel zweimal kurz eingeatmet und einmal lang ausgeatmet wird, und zwar ausschließlich durch die Nase. Damit wird der Sauerstoffgehalt im Blut erheblich gesteigert und dadurch auch die Sauerstoffversorgung der Zellen und somit das Immunsystem gestärkt.

Bei den Schritten gibt es unterschiedliche Methoden: zum Beispiel bei einem Schritt zweimal ein-, beim nächsten Schritt einmal ausatmen oder bei einem Schritt beim Aufsetzen der Ferse zweimal kurz ein- und beim Aufsetzen der Ballen einmal ausatmen. Dazu kommen Drehungen des Oberkörpers, Bewegungen der Arme und das Ausstoßen eines Lauts nach einem bestimmten Rhythmus. Ausführlich geht Lutz-Michael Weiß dabei auch auf die Akupunkturpunkte ein, die beim Gehen stimuliert werden.

Ob man seine breit ausgeführte Heilungsgeschichte lesen möchte, bleibt einem selbst überlassen, nötig ist sie nicht. Seine theoretischen Ausführungen sind eher schwach und oberflächlich, so erklärt er nicht, dass die »Organe« der chinesischen Medizin nicht mit den westlichen Organen identisch sind, er schreibt von einem »vergifteten Qi« und davon, dass »Krankheiten in der Regel Qi-Mangel verursachen«.

Die praxisnahen Beschreibungen dagegen sind so einfach und gut gehalten, dass jemand mit Qigong-Erfahrung sie sofort üben kann, wenn auch der Autor immer wieder betont, dass man bei einer erfahrenen Lehrkraft lernen sollte. Dazu kommen aufmunternde und gute Tipps, wie und wann man am besten üben und wie man seinen inneren Schweinehund überlisten kann. Mit einem Kapitel über Meditation, die Organ-Uhr und Ernährung schließt das Buch ab.