Hong Li Yuan:
Qi Gong – Der heilige Weg
Nymphenburger 2013, 137 Seiten, geb., 18 EUR
ISBN 978-3-48
50142-8-1

TQJ 1/2016
Elvira Glück

Hong Li Yuan ist in Deutschland bekannt geworden durch seine autobiografischen Romane »Die Tempelglocken von Shanghai« und »Der Meister aus Shanghai«. Er ist 1957 in Shanghai geboren, lebt seit 1992 in Deutschland und unterrichtet Taijiquan und Qigong. Außerdem hat er einige Bücher über Taiji und Qigong geschrieben. Sein letztes Buch »Qigong – Der heilige Weg« ist auffallend schön gestaltet, man nimmt es gern in die Hand, blättert darin, erfreut sich an den Kalligrafien des Autors und an den vielen Bildern. Das macht neugierig, zumal der Untertitel »Der heilige Weg« recht vielversprechend ist.

Das Buch beschreibt kein komplettes Übungssystem, sondern beschränkt sich auf Basisübungen mit Vorbereitung. Nach Angaben des Autors stammen diese Übungen aus dem Lohan-Qigong. Nicht so ganz bescheiden bemerkt er, »manche Leute bezeichnen es auch einfach als ›Hong-Li-Qi-Gong‹«. Bekannt sind diese Übungen als Basisübungen des Shaolin Neijin Yi Zhi Chan, dem buddhistischen Shaolin Ein-Finger-Qigong. Dies ist ein recht anspruchsvolles Qigong und in China berühmt, weil dadurch Fähigkeiten zur Qi-Übertragung entwickelt werden können.

Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung in Qigong und die zugrundeliegende Theorie, die auch für AnfängerInnen verständlich ist. Interessant ist an dieser Stelle der Hinweis auf falsche Meister und deren Tricks, Qi vorzutäuschen. Auch gefällt mir die Empfehlung, dass man sich auf das Praktizieren weniger Qigong-Übungen beschränken sollte, weil sich nur dadurch das eigene Qi entwickeln kann, anstatt möglichst viele verschiedene Qigong-Übungen zu lernen, wie es im Westen oft der Fall ist.

Der Autor beschränkt sich auf je drei vorbereitende Übungen im Stehen und Sitzen, die genau beschrieben und ausführlich bebildert sind, so dass die Ausführung leicht nachzuvollziehen ist. Dann folgt die Hauptübung, vom Autor »Das Pferd« genannt, das ist die Basisübung aus dem Shaolin Neijin Yi Zhi Chan, eine Stehübung, bei der es entscheidend auf die richtige Körperhaltung ankommt, da man sich sonst durch das Üben schaden kann. Leider ist diese Übung nur unzureichend beschrieben und es fehlen wichtige Details. Das wirft für mich wieder einmal die Frage auf, wie weit anleitende Bücher für Qigong tatsächlich sinnvoll sind.

Als letztes wird dann – leider auch nur rudimentär – eine Fingerübung aus dem gleichen Übungssystem vorgestellt, in der basierend auf der Pferd-Übung die Finger in einer bestimmten Reihenfolge gebeugt werden; eine ausgesprochen wirkungsvolle Übung, wenn sie richtig praktiziert wird. Um die Wirkung der Übung verständlich zu machen, führt der Autor kurz in die Meridianverläufe ein, allerdings beschreibt er andere Verläufe als in der chinesischen Medizin üblich, so dass nicht klar ist, welches System er verwendet. Nach seinen Angaben beginnt der Herz-Meridian im Mittelfinger und der Blasen-/Nieren-Meridian im kleinen Finger. Entsprechend dem Schichtenmodell gibt es da zwar Verbindungen, allgemein werden die Verläufe allerdings anders beschrieben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Buch nur bedingt zu empfehlen ist, da es an der Oberfläche bleibt, aber es macht sicherlich neugierig auf die Übungen und gibt interessante Anregungen.