Jiang Xuelin /Dr. Cornelia Richter:
»Selbstheilungsweg. Band 2 – Fortschritte auf dem Weg«
Quadrate 2012, 169 Seiten TB, 22,80 EUR
ISBN 3-924704-47-3
In unserer Ausgabe 1/2013 besprachen wir den ersten Band des »Selbstheilungswegs« von Jiang Xuelin und Cornelia Richter und ich hatte vor, die folgenden zwei Bände gemeinsam zu rezensieren. Also wartete ich darauf, dass auch Band drei erschiene, was 2015 geschah. Doch ich stellte fest: Alle Bände sind so eigenständig in ihren Inhalten, dass sie den Raum einer einzelnen Besprechung verdienen.
Also hier erst einmal Band zwei »Fortschritte auf dem Weg«. Wieder wird Grundlegendes für die Qigong-Praxis erklärt. Und wieder überzeugen mich eine klare Sprache und eine konzentrierte Zusammenfassung von Wissenswertem an Theorie und an Hinweisen für die Praxis.
Zunächst werden auf gut zehn Seiten die »Grundstoffe des Lebens« erklärt: Jing, Qi, Shen, Xue und Je. Dann folgt das Kapitel »JingLuo – Leitbahnsystem«. Als Qigong-Praktikerin, die keinen TCM- beziehungsweise Therapieschwerpunkt hat, fühlte ich mich hier und da in einen echten TCM-Exkurs mitgenommen, so dicht gepackt ist die Information. Doch die Stärke dieser Bücher ist, dass immer wieder direkte Bezüge zur Qigong-Praxis eingestreut sind.
Der praxisbezogene Ansatz wird auch im nächsten Kapitel deutlich: »Was ist YangSheng?«, mit den Unterkapiteln »Das Gehen, »Das Stehen«, »Das Sitzen«. Hier haben mich besonders die allgemeinen Ausführungen zum Gehen angesprochen – warum für uns Menschen in heutiger Zeit eine Geh-Praxis so wertvoll ist. Zu allen drei Praxisformen folgen einige Übungsanleitungen, die leicht umzusetzen sind. Außerdem gibt es ausführliche Erläuterungen zum »Lotussitz«.
Damit kommen wir zu dem Teil, der es mir in diesem Band besonders angetan hat: Vor eine gute Beschreibung für das Üben des Kleinen Kreislaufs stellt Jiang Xuelin den »Plan der 9 Tore« (jiu qiao tu), den er auch »geheimen Plan« nennt, und er beschreibt dann das »Erfolgsgeheimnis zum Öffnen der Tore«. Ich selbst bin ganz gut vertraut mit der Praxis des Kleinen Kreislaufs und kenne aus nahezu allen Quellen, dass man lernt, bestimmte Akupunkturpunkte auf dem Renmai und dem Dumai anzusteuern. Doch mein Gefühl beim Üben ist nicht so »punktuell« – eher wie Tore, die sich öffnen und durch die das Qi dann strömt.
Genau so wird es hier beschrieben: Da ist ein Unterschied zwischen Punkt und Tor, ein qualitativer. Für die Qigong-Praxis sind die Tore von Bedeutung. Ihre Beschreibung und die Art, wie sie mit den drei Dantian verknüpft sind und wie sich ihr Ansteuern während des Kleinen Kreislaufs auswirkt – das alles hat mich sehr überzeugt, denn es fasst manches in Worte, was meinem Empfinden beim Praktizieren entspricht.
Das letzte Drittel des Buchs bilden wieder Übungsanleitungen aus dem Chan Mi Gong. Es wird die Methode des YinYangHeQiFa vorgestellt. Dazu gehören neben Grundlegendem wie Hinweisen zum Stehen und zum Regulieren die Übungsteile »Die drei Kreise«, »Erde-Teil«, Himmels-Teil«, »Figuren des Anhebens und Absenkens« und der »Verbindungsteil«. Auch ohne Chan Mi zu praktizieren fand ich zum Beispiel die Beschreibung der Übung der drei Kreise sehr inspirierend. Die Genauigkeit der Anleitung ist eine echte Einladung zum Üben.
Band zwei leistet das, was er verspricht: Qigong-Übende mit etwas (oder auch mehr) Vorerfahrung finden vertiefende Begleitung auf ihrem Weg.