Paul Shoju Schwerdt
Mit Qigong durch das Jahr
Theseus 2004, 206 Seiten geb., 19,90 EUR[D]/ 20,50 EUR[A]/35,90 SFr,
ISBN 3-89620-240-5
„Mit Qigong durch das Jahr“ kommt zwar als Einführungslektüre für Qigong-Interessierte daher, trägt aber in Wirklichkeit eine ganz fundamentale Message in die Qigong-Landschaft, die keineswegs nur an AnfängerInnen gerichtet ist. Paul Shoju Schwerdt geht es darum, Qigong von jeglichem mystischen Schleier zu befreien und in direkte Verbindung mit unserem gesamten Alltagsgeschehen zu setzen. Die Prinzipien, die die gesundheitsfördernde Wirkung des Qigong ausmachen, auf das ganze Leben auszudehnen und dadurch zu einer ausgeglichenen und kraftvollen Grundhaltung zu finden zieht sich als roter Faden durch das ganze Buch. Und der Autor belässt es nicht bei den üblichen kleinen Hinweisen, sondern kommt in allen Bereichen mit Beispielen und konkreten Ratschlägen darauf zurück.
Eine ausführliche Einführung in die Grundlagen des Qigong und seine Wirkung auf die verschiedenen Ebenen der menschlichen Existenz dient als Basis für den Praxis-Teil. Auch wenn für mein Gefühl die Gratwanderung zwischen Vereinfachung für Neulinge und dem Bedürfnis des Autors danach, sein umfangreiches und tief gehendes Wissen zu vermitteln, zum Beispiel bei der Entstehung des Qi zu Ungereimtheiten geführt hat, ist ihm ein sehr weitreichender Überblick über alle wesentlichen Aspekte gelungen. Ergänzt wird dieser Teil durch ein sehr gutes Kapitel von Sabine Dehnhardt „Gesunde Ernährung – unsere energetische Hauptaufnahmequelle“, in dem die Grundgedanken chinesischer Diätetik so dargestellt werden, dass man sie leicht nach eigenem Geschmack und Bedürfnis umsetzen kann.
Der zweite Teil ist nach Jahreszeiten gegliedert, wobei vorweg der Wuji-Stand, eine weitere einfache Übung sowie die „zwölf Brokatübungen“ erläutert werden, die als Grundlage für die jahreszeitlichen Übungen gedacht sind. Zu jeder Jahreszeit gibt es neben ein paar einfachen Übungen Texte und Anregungen, die die spezifische Qualität dieser Zeit verdeutlichen, auch Hinweise, wie man auch in seinem Umfeld dieser Qualität gerecht wird – beispielsweise durch klärende Gespräche im Frühling -, Ernährungstipps und Rezepte. Damit wird deutlich, wie wir unsere Lebenskraft auf verschiedenen Ebenen kultivieren können.
Auch wenn die beschriebenen Übungen relativ einfach nachzuvollziehen sind, halte ich doch den direkten Kontakt zu einem Lehrer oder einer Lehrerin für notwendig, etwa um ein Gefühl für eine entspannte, aufrechte Haltung zu bekommen. Allerdings scheint Paul Schwerdt eher skeptisch gegenüber vielen Qigong-Lehrenden zu sein, vielleicht hat ihn das von einem entsprechenden Hinweis abgehalten.
Insgesamt jedoch ist „Mit Qigong durch das Jahr“ eine sehr inspirierende Lektüre, die sicher auch Unterrichtenden Anregungen bietet, Qigong stärker im Alltag ihrer Schülerschaft zu integrieren und auch selbst darauf zu achten, wie sie mit ihren Kräften haushalten.