Barbara Schmid-Neuhaus / Liane Schoefer-Happ / Dieter Mayer-Allgaier
Qigong, Akupressur & Selbstmassage
Ernst Klett Verlag 2001, Handbuch Euro 10,10; Kursbuch Euro 13,70
„Ins Reich der Mitte“ ist der Titel eines für Volkshochschulen konzipierten Seminarangebots, das die drei GründerInnen des ASS-Instituts für Taijiquan und Qigong selbst anbieten und über ihre von mehreren Volkshochschulverbänden herausgegebenen Bücher nun auch anderen KursleiterInnen zur Verfügung stellen. Das Konzept ist an der Grundidee von „Gesundheitsbildung“ orientiert, die Menschen zum selbstverantwortlichen Umgang mit Gesundheit und Krankheit anregen will. Das Handbuch wendet sich dabei an Unterrichtende, während das Kursbuch als begleitende Lektüre für KursteilnehmerInnen aufgebaut ist.
Auch wenn mir die Grundidee, einen detailliert geplanten Kurs in Buchform weiterzureichen, etwas befremdlich erscheint und ich hoffe, dass diejenigen, die dieses Angebot aufgreifen, über weitere Vorerfahrungen und Kenntnisse verfügen, sind die beiden Bücher ausgesprochen gelungene Lern- und Lehrhilfen. Gerade für Qigong-Praktizierende, die mit dem Unterrichten beginnen (wollen), bietet das Handbuch eine Fülle von praktischen Anleitungen, die von Kursankündigungen über zeitliche Planung der Kurseinheiten, Umgang mit den TeilnehmerInnen bis hin zur Vermittlung von Übungen und Selbstmassagen reichen. Dazwischen finden sich zahlreiche Hinweise mit Hintergrundinformationen sowie aus der reichhaltigen Unterrichtserfahrung der AutorInnen. Neben den beiden Übungsreihen der „Acht Brokate im Sitzen“ und der „Meridiandehnungen“, die im Laufe des Kurses erarbeitet werden, sind vor allem die vielen kleinen Übungen und Selbsthilfemöglichkeiten für den Alltag interessant. Nachahmenswert erscheint mir auch der Ansatz, einen als Einstieg in eine fremde Kultur gedachten Kurs anhand eines „roten Fadens“ aufzubauen, den in diesem Fall die menschliche Entwicklung bildet. Dadurch gibt es immer wieder allgemein verständliche Anknüpfungspunkte aus der Lebenserfahrung der TeilnehmerInnen.
Den wesentlichsten Bonus stellen jedoch die angeführten pädagogischen Grundlagen und ihre Anwendung in der Unterrichtspraxis dar. Denn dieses grundlegende Thema kommt bisher in der Literatur zu Qigong, Akupressur und Taijiquan deutlich zu kurz. Hier können auch diejenigen profitieren, die bereits selbst unterrichten, gerade wenn sie vorwiegend bei chinesischen LehrerInnen gelernt haben, deren Unterrichtsmethoden sich häufig nicht direkt übernehmen lassen. Die fachlichen Grundlagen zur Traditionellen Chinesischen Medizin sind in ihrer Knappheit dagegen recht oberflächlich und etwas ungenau geraten – aber hierzu gibt es ja schon eine ganze Reihe anderer Bücher, von denen gut ein paar mehr in der Literaturliste stehen könnten.
Das Kursbuch ist nicht nur eine nützliche Ergänzung für alle, die an einem Kurs „Ins Reich der Mitte“ teilnehmen, es bietet mit seinen vielen Zusatzübungen und Hinweisen für den Alltag auch anderen Qigong-Übenden zahlreiche Anregungen. Als allgemeine Einführung ist es durch seinen speziellen, am Kursverlauf ausgerichteten Aufbau weniger geeignet.
Beide Bücher sind schön gestaltet, mit vielen, teilweise großartigen Fotos und klaren Zeichnungen, manchmal wirkt die Fülle an Informationen etwas gedrängt. Bei der Gestaltung hat sich der Klett Verlag wohl weitgehend zurückgehalten – ein professionelleres Layout hätte vielleicht noch übersichtlicher gewirkt. Dafür wurde wohltuenderweise auf Hochglanzmodels verzichtet – hoffentlich nehmen viele Herausgeber von zukünftigen Qigong- und Taijiquan-Büchern zur Kenntnis, dass man auch so hervorragende und optisch ansprechende Bücher machen kann.
Obwohl die beiden Bücher als Unterrichtsmaterial für Volkshochschulen entstanden sind, werden sie sicher zu Standardwerken auch auf dem „freien Markt“.