Lam Kam Chuen
Chi Kung – Weg der Heilung. Wie Sie Ihre Gesundheit und Heilkräfte stärken
Joy Verlag 1999, EUR 18,80, SFR 34,10
Lam Kam Chuen ist einer der profiliertesten Kenner des Zhan Zhuang Gong. Er lernte Zhan Zhuang von Prof. Yu Yong Nian, der als führende Kapazität des Zhan Zhuang Gong gilt. Lam Kam Chuen lebt seit vielen Jahren in Großbritannien, wo er eine Klinik für chinesische Medizin leitet, und brachte diese grundlegende Methode des Qigong in den Westen.
So verwundert es nicht, dass Lam Kam Chuen in seinem Buch immer wieder auf Zhan-Zhuang-Übungen verweist. Der Aufbau des Buches ist im Vergleich zu anderen Qigong-Büchern ungewöhnlich. Zu Beginn postuliert der Autor vier verschiedene „Energiemuster“, die mittels Kurvenverläufen anschaulich dargestellt werden: 1. schwache, schwankende Energie, 2. weder krank noch gesund, 3. stärker und regelmäßiger und 4. ausstrahlend. Anschließend werden die Kurven aneinander gereiht um zu zeigen, wie sich durch das Praktizieren der vorgestellten Übungen das persönliche Energiemuster verbessern lässt.
Die folgenden Abschnitte mit unterschiedlichen Übungen sind den „Energiemustern“ zugeordnet, so dass LeserInnen entsprechend ihres derzeitigen energetischen Zustands die Übungen wählen können, die für sie geeignet erscheinen. Dieser Aufbau erweckt bei mir den Eindruck eines „Kochrezeptes“. Allerdings habe ich Zweifel, inwieweit Qigong-Unerfahrenen eine zuverlässige Einordnung in das entsprechende „Energiemuster“ gelingen kann.
Die einzelnen Übungen sind sehr gut beschrieben und bebildert, so dass es nicht schwer fällt, die Übungen nachzuvollziehen. Das gilt allerdings wie im Grunde bei allen Übungsbüchern nur für geübte Qigong-Praktizierende. Neulinge, die sicherlich auch zur Zielgruppe dieses Buches zählen, wird es schwerlich gelingen, die richtige Grundstellung und den angestrebten Bewegungsfluss ohne erfahrene Hilfe nur aus dem Buch zu lernen. Immerhin rät der Autor auch zur Hilfe von außen, allerdings klingt das so, als ob man einen Freund bitten müsste, die Haltung zu korrigieren. Angenehm ist, dass Lam Kam Chuen wiederholt darauf aufmerksam macht, dass grundlegende Übungen wie die einfache Stehende Säule mit den Händen auf dem Dantian immer wieder und gerade am Anfang von längeren Übungsfolgen ausgeführt werden sollten und dass dafür auch die nötige Ruhe und Aufmerksamkeit angeraten sind.
Einiges Zweifelhafte befindet sich im vierten Teil, in dem auch Massagen gezeigt werden, die man bei bestimmten Beschwerden wie Blutergüssen, Zerrungen und Verstauchungen, Rücken- und Kopfschmerzen anwenden kann. Zwar wird darauf hingewiesen, dass man Zhan Zhuang gut beherrschen sollte, um sich selbst zu behandeln und mit größerer Erfahrung auch andere behandeln zu können. Mir fehlen jedoch weitere Hinweise darauf, dass Behandlungen, zumal von schwerwiegenderen Verletzungen, Vorsicht und Fachkenntnisse erfordern.
Der fünfte Teil spricht Menschen mit einem sehr niedrigen „Energiemuster“ an. Hier wird vorbildlich gezeigt, wie Übungen, die zumeist schon weiter vorne im Stehen beschrieben wurden, auch im Sitzen, Liegen oder im angelehnten Stehen ausgeführt werden können, um das Qi soweit zu stärken, dass später im Stehen weitergeübt werden kann. Hier wird sehr schön deutlich, dass man schon frühzeitig in der Rekonvaleszenz mit Qigong anfangen kann.
„Chi Kung – Weg der Heilung“ ist insgesamt ein schönes Buch, das jedoch eher Qigong-Erfahrenen interessante Anregungen geben kann.