TQJ 02/2011

Rezensentin:
Almut Schmitz

Nicolaus Klein:
Auf den Schwingen des Drachen. Qi-Gong-Bewegungsmeditation für Gesundheit, Glück und Wohlbefinden

Schirner 2010, TB, 304 Seiten, 10,95 EUR, zugehörige CD 13,95 EUR
ISBN 978-3-89767-683-1

Wenn in den letzten Jahren häufig beklagt wurde, dass Qigong zunehmend auf seine gesundheitsfördernden Wirkungen reduziert wird, so kann man das für das Buch von Nicolaus Klein sicher nicht sagen. Nicolaus Klein ist Psychotherapeut, Astrologe, Meditations- und Kampfkunstlehrer. Während auf den Fotos seine Taekwondo- Vergangenheit noch erkennbar ist, kommt im Text vor allem seine Zen-Schulung zum Ausdruck. Qigong wird ganz ausdrücklich als Bewegungsmeditation eingeführt.
Der Autor betont, dass es für die Wirkung der Übungen sehr ausschlaggebend ist, mit welcher Bewusstheit sie praktiziert werden. Wenn es an der entscheidenden inneren Haltung fehle, könne der alchemistische Prozess, „eine bleierne Seele in eine goldene Seele zu verwandeln“, nicht stattfinden. Daher geht er ausführlich auf die verschiedenen Aspekte ein, die diese innere Haltung ausmachen. Auf fast 50 Seiten erläutert er die Prinzipien der Achtsamkeit, der (Selbst-)Bewusstheit, der Präsenz, der Einfachheit, der Absichtslosigkeit, der Entspannung, der Langsamkeit und des Fließens, der Ruhe und Stille, der Einheit, der Regelmäßigkeit und Disziplin und des Lernens sowie die Bedeutung der Vorstellungskraft, des Atems, des Qi, der Rahmenbedingungen, das Ritual und die besondere Qualität des Lächelns.

Es gelingt Nicolaus Klein, Wesentliches verständlich und anschaulich darzustellen und klar zu machen, „worum es eigentlich geht“. Er liefert in seiner theoretischen Einführung eine gute Ergänzung zu vielen eher oberflächlichen oder einseitig medizinisch orientierten Publikationen. Allerdings kommt die dritte Säule des Qigong, die Regulierung von Körper, Haltung und Bewegungen hier zu kurz. Dies erscheint mir insbesondere deswegen problematisch, weil der Autor darauf hinweist, dass jedeR problemlos allein nach dem Buch die Qigong-Übungen lernen kann und es ohnehin wichtiger sei, auf die eigene Wahrnehmung als auf einen äußeren Lehrer zu hören.

Möglicherweise spricht Nicolaus Klein hier aus eigener Erfahrung, falls er persönlichen Unterricht im Qigong erlebt hat, scheint dieser zumindest nicht der Erwähnung wert gewesen zu sein. Es ist ihm sowohl in seinen theoretischen Ausführungen als auch in den Übungsanleitungen sowie im Kapitel über die Wirkung der Übungen auf die Gesundheit anzumerken, dass er nicht vorrangig aus dem Qigong kommt, sondern seine Erfahrungen aus der Astrologie, als Meditationslehrer und Heilpraktiker hier auf den Bereich des Qigong anwendet.

Die beschriebenen einfachen Übungen im Stehen, in halbhoher Position, im Sitzen und im Liegen hat er aus unterschiedlichen Übungsreihen zusammengestellt und er macht mehrere Vorschläge für kurze oder lange Übungsfolgen. Jeweils eine Morgen- und eine Abendübungsreihe sowie eine Sitzmeditation werden auf der zugehörigen Audio-CD angeleitet.

Anders als der Autor würde ich „Auf den Schwingen des Drachen“ nicht für Qigong-Neulinge empfehlen – auch wenn die gut bebilderten Übungen äußerlich relativ leicht nachzuvollziehen sind –, dafür aber allen, die in ihrer Qigong-Praxis die meditative Seite vermissen oder sich diesbezügliche Anregungen wünschen.